Am letzten Donnerstag vor der Fastenzeit, 52 Tage vor Ostern, wird traditionell der Fettdonnerstag (Schmotziger Donnerstag) gefeiert. Statistisch gesehen isst jeder Pole an diesem Tag 2,5 Krapfen, was nach Angaben von Analysten der Bank BNP Paribas bedeutet, dass in ganz Polen fast 100 Millionen Krapfen gegessen und 34 Milliarden Kilokalorien verbraucht werden.
Der Aberglaube besagt, dass derjenige, der am Schmotzigen Donnerstag keinen einzigen Krapfen isst, kein Glück hat. Auf polnischen Tischen stehen auch oft Faworki (dt. Raderkuchen).
Für die Herstellung von hundert Millionen Krapfen werden etwa 2,5 Tausend Tonnen Weizenmehl, 500 Tonnen Zucker und Butter, 1,3 Millionen Liter Milch und etwa 25 Millionen Eier benötigt, heißt es in einer Pressemitteilung der Bank BNP Paribas.
Die Geschichte des Schmotzigen Donnerstags reicht bis in die Antike zurück. Damals feierten die Römer die Ankunft des Frühlings mit dem so genannten Fetttag. Während dieser Zeit wurden fette Speisen gegessen und gemeinsame Festmähler veranstaltet. Ein ähnliches Fest war auch bei den alten Slawen bekannt. An diesem Tag wurde der Abschied vom Winter und die Ankunft der wärmeren Monate mit dem Verzehr von fetten Speisen sowie mit Krapfen aus Brotteig, die mit Schweinefett gefüllt waren, gefeiert.
Die Tradition, Krapfen in ihrer süßen Form zu essen, kam in Polen erst im 16. Jahrhundert auf. Die süßen Gebäcke, die damals gegessen wurden, unterschieden sich jedoch von denen von heute. Krapfen, die vor Jahrhunderten gegessen wurden, konnten eine kleine Nuss oder Mandel enthalten. Eine solche zu finden, sollte Wohlstand, Glück und Reichtum bringen.
Der „fette Feiertag” wird auch außerhalb Polens gefeiert. Die Deutschen feiern ähnlich wie die Polen — am Donnerstag. Die Einwohner des Vereinigten Königreichs, der USA, Frankreichs und Australiens hingegen essen das Gebäck am Dienstag — dem letzten Tag des Karnevals vor Aschermittwoch. Das skandinavische Pendant zum Schmotzigen Donnerstag wird am letzten Sonntag vor der Fastenzeit gefeiert.
Arkadiusz Słomczyński