Franciszka Hanna Arnsztajn, geborene Meyerson (1865-1942?), Dichterin und Unabhängigkeitsaktivistin, war das berühmteste Mitglied der Familie. Ihre Mutter, Malwina, war eine Schriftstellerin, die auf Polnisch schrieb. Ihr Vater Bernard gehörte zur Kaufmannselite und initiierte und unterstützte die Einführung des Polnischen als Unterrichtssprache in der Jüdischen Gemeinde in Lublin.
Im Jahr 1885 heiratete Franciszka den Arzt Marek Arnsztajn (1855-1930). Ihr Haus wurde zu einem Treffpunkt für die Unabhängigkeitselite. Die Dichterin, deren Werke zahlreiche Bezüge zur polnischen Tradition enthalten, war Mitglied der Polnischen Militärorganisation (POW) und bewahrte das Archiv dieser Organisation in ihrem Haus auf. Franciszkas Ehemann war wie sie ein egagierter politischer und sozialer Aktivist (er behandelte die Armen kostenlos) und gründete zusammen mit seiner Frau die Lubliner Gesellschaft für die Verbreitung der Bildung „Światło” (1906). Józef Czechowicz (1903-1939), ein polnischer Dichter aus Lublin, verdankt seine patriotische Bildung dem Einfluss von Franciszka Arnsztajn. Gegen Ende ihres Lebens konvertierte Franciszka zum Katholizismus, fühlte sich aber immer noch als Jüdin. Sie wurde mit zahlreichen staatlichen Auszeichnungen geehrt und starb wahrscheinlich 1942 im Warschauer Ghetto, wohin sie mit ihrer Tochter geschickt wurde.
Ihr Sohn Jan Karol (1897-1934) war Pfadfinder, kämpfte in den Polnischen Legionen und dann als Soldat der polnischen Armee im polnisch-sowjetischen Krieg. In der Zweiten Polnischen Republik konvertierte er zum Katholizismus und arbeitete als Arzt in Lublin. Er war in Veteranen-, Sport- und Wohltätigkeitsorganisationen aktiv.
Mit ihrem patriotischen Engagement trugen die Arnsztajns zur polnisch-jüdischen Zusammenarbeit im 20. Jahrhundert bei und setzten sich für die Unabhängigkeit Polens ein. Der Urenkel von Franciszka Arnsztajn hat einen Dokumentarfilm über seine Familie mit dem Titel „Familienalbum” (2013) gedreht.
