Bogumił Dawison, der am 15. Mai 1818 in Warschau geboren wurde, machte sich einen Namen als hervorragender Schauspieler. Sein Lebensweg, der sowohl von Kämpfen als auch von Triumphen geprägt war, ist eine äußerst interessante Episode in der Geschichte des Theaters.
Dawison stammte aus einer armen Familie von Ignacy und Rozalia Dawison und wuchs im jüdischen Viertel von Warschau auf. Polen gab es damals auf der politischen Landkarte Europas nicht, denn im 18. Jahrhundert wurde die polnische Staatlichkeit von den Nachbarländern Russland, Preußen und Österreich gewaltsam aufgelöst.
Er begann seinen Weg zum Ruhm mit der Arbeit in der Redaktion der Tageszeitung „Gazeta Warszawska”. Von 1836 bis 1837 besuchte er Warschauer Schauspielschule. Er debütierte auf der Bühne am 30. November 1837 in der Aufführung „Dwaj więźniowie z galer” (Originaltitel „Les Deux forçats, ou la Meunière du Puy-de Dôme”).
Dawison erlangte in Theaterkreisen schnell Anerkennung für seine schauspielerischen Fähigkeiten, auch wenn er anfangs hauptsächlich die Rollen von Liebhabern spielte. Sein Talent entwickelte sich unter dem Einfluss der erfahrenen Schauspielerin Leontyna Halpertowa, die seine Mentorin war. Wegen der Probleme mit der Kritik in Warschau zog Dawison zunächst nach Vilnius und dann nach Lemberg. Dort trat er ab 1841 sowohl auf polnischen als auch auf deutschen Bühnen auf. Die Zeit, die er in Lemberg verbrachte, war für ihn turbulent und voller Kontroversen über seine Haltung, einschließlich des Vorwurfs der Germanophilie.
1846 wanderte Dawison inmitten der politischen Unruhen in Galizien nach Deutschland aus, wo er seine Theaterkarriere fortsetzte. Im Jahr 1848 kehrte er nach Lemberg zurück, wo er Wanda Ostoja-Starzewska heiratete. Von 1849 bis 1853 trat er am Burgtheater in Wien auf, und von 1854 bis 1864 war er am Königlich Sächsischen Theater in Dresden engagiert, wo er sich als Vorreiter des realistischen Schauspielstils einen Namen machte.
Dawison wurde berühmt für seine meisterhaften Interpretationen von Shakespeare-Figuren wie Shylock, Mephisto und Franz Moor. Seine Tourneen durch Europa und Amerika brachten ihm internationalen Ruhm ein.
1867 begab er sich, bereits als etablierter Künstler, auf eine künstlerische Reise nach New York. Nachdem er zum evangelischen Glauben konvertiert war, heiratete er in Dresden erneut. Seine zweite Frau war Constanze Jacobi.
Leider kämpfte Dawison in seinen letzten Lebensjahren mit psychischen Problemen, die ihn schließlich dazu zwangen, seine Bühnenkarriere aufzugeben. Er verstarb am 1. Februar 1872 in Dresden, wo er auch begraben wurde.
Dawison war auch der Verfasser eines Tagebuchs, das leider während des Warschauer Aufstands vernichtet wurde. Sein außergewöhnliches Leben wurde zu einer Inspirationsquelle für viele literarische Werke, darunter Werke von Zofia Urbanowska, Karl E. Franzos, Gabriela Zapolska und Cyprian Kamil Norwid.