Als Marta Karbowska im Oktober 1942 ihr Haus in Warschau verließ, um einkaufen zu gehen, erwartete niemand, dass sie mit einem 13-jährigen jüdischen Jungen, dem der Tod durch die deutschen Besatzer drohte, zurückkehren würde. Im von den Deutschen besetzten Polen gab es einen Erlass über die Todesstrafe für Polen, die Juden halfen. Trotzdem beschloss die Familie Karbowski, dem Jungen zu helfen.
Die Familie Karbowski wohnte in Warschau in der Lwowska-Straße — nicht weit von der Technischen Universität Warschau entfernt, wo Józef Karbowski als Chefelektriker arbeitete. Seine Frau Marta kümmerte sich um das Haus. Die Karbowskis hatten vier Kinder: drei Söhne — Stefan, Czesław und Jan — und eine Tochter — Zofia.
Sie ging nur einkaufen
Wie Zofia Szołoch, geb. Karbowska, erzählt, wurde ihre Mutter im Oktober 1942 beim Einkaufen von jemandem überredet, einen 13-jährigen Jungen bei sich aufzunehmen. Der Name des Jungen war Natan Goren. Im Hause der Karbowskis nahm er jedoch den Namen Zenon Machałowski an. Zofia gab ihm ihr Zimmer. Jahre später erinnerte sie sich mit großer Wärme an ihn — ein sehr sympathischer Junge. So nett, so anschmiegsam, wie man sagt, einfach familiär, und wir haben uns alle um ihn gekümmert, die ganze Familie.
Natans Mutter
Die Mutter des Jungen, die sich ebenfalls falsche Papiere besorgt hatte und sich vor den Deutschen versteckte, besuchte das Haus von Karbowskis. Nach einem dieser Besuche klopfte jemand an die Tür des Hauses der Karbowskis und begann, Fragen über sie zu stellen und ihr Aussehen zu beschreiben. Das Risiko, enttarnt zu werden, war sehr groß. Natans Mutter wurde mit Zofias Kleidern bekleidet und von einem ihrer Brüder durch einen Hinterausgang an einen sichereren Ort gebracht.
1943 wurde der Familie Karbowski befohlen, in eine der Wohnungen, die nach der Auflösung des jüdischen Ghettos in Warschau durch die Deutschen frei geblieben waren, zu ziehen. Dies brachte weitere Gefahren mit sich, und Natans Mutter brachte ihn an einen anderen sichereren Ort.
Nach dem Krieg
Danach verloren die Karbowskis den Kontakt zu Natan und seiner Mutter. Der Krieg hat das Leben der Karbowskis verschont. Wie sich später herausstellte, hat auch Natan überlebt. Als Erwachsener beschloss er, seine Retter zu finden. 1988 gelang es ihm, Kontakt zu Zofia Szołoch, geb. Karbowska, aufzunehmen, dem einzigen noch lebenden Mitglied der Familie, bei der er sich versteckt hielt.
Natan überlebte den Warschauer Aufstand, indem er vorgab, Franzose zu sein. Nach dem Warschauer Aufstand wurde Zofia von den Deutschen in Lager in Lamsdorf und später in Großbreitenbach gebracht.
Die Gerechten
Natan starb 1991, doch es gelang ihm, sein Zeugnis dem Institut Yad Vashem, das an Menschen erinnert, die Juden während des Holocausts gerettet haben, zu übergeben. Auf der Grundlage des Zeugnisses von Natan Goren verlieh diese Institution der Familie Karbowski am 1. Januar 1992 den Titel „Gerechte unter den Völkern” — genau am 29. Todestag von Marta Kabrowska und am 39. Todestag von Józef Karbowski.
Basierend auf sprawiedliwi.org