2024 wird in Polen zweimal gewählt — zur Kommunalverwaltung und zum Europäischen Parlament. Dies könnte zu massiven Angriffen auf schlecht gesicherte Einrichtungen der Kommunalverwaltung und zu Desinformationshandlungen mittels sogenannter Deepfakes führen, berichtet die Tageszeitung „Rzeczpospolita”.
Der Zeitung zufolge seien die Manipulation der Stimmung im Internet oder die Störung des Wahlprozesses nur einige der Bedrohungen, die von Hackern ausgehen, und die Kommunal- und Europawahlen seien traumhafte Gelegenheiten, um Angriffe zu intensivieren. Die in der Zeitung zitierten Experten warnen, dass Hacker nicht nur IT-Systeme lahmlegen, sondern auch versuchen werden, die öffentliche Meinung zu beeinflussen.
„Ich erwarte Desinformationskampagnen in einem noch nie dagewesenen Ausmaß”, warnt Leszek Tasiemski von der Cybersicherheitsfirma With-Secure in einem Interview mit der Tageszeitung.
Zu den Zielen gehören lokale Institutionen, aber auch die Wähler selbst. Piotr Zielaskiewicz, Manager bei Dagma Bezpieczeństwo IT, weist auf eine gewisse Korrelation hin: „Im Jahr 2023 griffen Cyberkriminelle mit größerer Heftigkeit Branchen an, die im Bereich der digitalen Sicherheit systemisch unterstützt wurden”.
„Das Programm ‚Cybersichere Selbstverwaltung’ ist im Gange und wird in der ersten Hälfte dieses Jahres in die Phase der praktischen Umsetzung eintreten. Zugleich stehen im Frühjahr Kommunalwahlen an. Man kann sich fragen, ob Cyber-Kriminelle angesichts dieser Umstände nicht gerade die Kommunalverwaltungen ins Visier nehmen werden”, so Zielaskiewicz.
Spezialisten von Trend Micro, einem weltweit führenden Unternehmen für Cybersicherheit, warnen in einem aktuellen Bericht davor, dass die weit verbreitete Verfügbarkeit und verbesserte Qualität generativer künstlicher Intelligenz (KI) die Erstellung hyperrealistischer Audio- und Videoinhalte (so genannte Deepfakes) ermöglichen wird, die eine neue Welle virtueller Betrügereien auslösen werden.
„In Vorwahlzeiten oder bei sozialen Spannungen ist dies das perfekte Instrument zur Verbreitung von Desinformationen und zur Durchführung von Beeinflussungskampagnen”, betont Leszek Tasiemski. Der Experte schätzt, dass Desinformation während der Wahlen und Cyberangriffe aus Russland in diesem Jahr besonders gefährlich sein würden.
Arkadiusz Słomczyński