Steinberg ist ein Symbol für das sowjetische Verbrechen an jüdischen Offizieren in Katyń. Er wurde in der kleinen Stadt Przemyślany am Fluss Gniła Lipa (heute Ukraine) geboren. Nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Polens im Jahr 1918 kümmerte er sich um die religiöse Betreuung der jüdischen Soldaten in der polnischen Armee. In den 1930er Jahren übte er das Amt des Oberrabbiners der polnischen Armee aus.
Er stammte aus einer orthodoxen Familie — seine drei Brüder wurden ebenfalls Rabbiner. Da er sich jedoch dem Polentum verbunden fühlte, als es noch keinen polnischen Staat auf der Landkarte gab, trat er in seiner Heimatstadt der Polnischen Militärorganisation (poln. Polska Organizacja Wojskowa, POW) bei und kämpfte ein Jahr später gegen die Ukrainer. Nach seiner Rückkehr von der Front wurde er Student an der Stefan-Batory-Universität Vilnius.
Seine Karriere in der polnischen Armee begann 1928 in Grodno, dann wurde er nach Warschau versetzt. In der Hauptstadt beschleunigte seine Karriere — 1933 wurde er zum Leiter des Hauptamtes für die jüdische Seelsorge (poln. Główny Urząd Duszpasterski Wyznania Mojżeszowego) ernannt, und in den Jahren 1935-1939 leitete er das Hauptmilitäramt für die jüdische Seelsorge des Büros für nichtkatholische Konfessionen des Militärministeriums. Im Jahr 1936 wurde er zum Oberrabbiner der polnischen Armee ernannt, was die Krönung seiner Karriere darstellte.
Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, druckte die jüdische, polnischsprachige Tageszeitung „Nasz Przegląd” bereits am 2. September 1939 eine feurige Proklamation des Vorstands und des Obersten Rats des Verbands der Rabbiner der Republik Polen, in dem Steinberg die erste Geige spielte. Die Juden wurden mit diesen Worten angesprochen: „Der ewige Feind hat unser von uns so heiß geliebtes Vaterland, Polen, auf schändliche und verachtenswerte Weise angegriffen. Wir, Juden (…) stehen in einer strafenden Ordnung, geschlossen und bereit, auf den Aufruf des Präsidenten der Republik Polen und Oberbefehlshabers hin, unser geliebtes Vaterland zu verteidigen, jeder von uns auf dem ihm von den Behörden zugewiesenen Posten, und wir werden ohne Vorbehalt unser Leben und unser Eigentum geben, wenn die Notwendigkeit entsteht (…)”.
Während des Septemberfeldzugs leitete Major Steinberg die Seelsorge für nichtkatholische Konfessionen bei der Armee „Kraków”. Als Polen von den Sowjets angegriffen wurde, wurde er gefangen genommen und in das Lager Starobelsk gebracht. Am 24. Dezember 1939, also am Heiligen Abend, wurde er zusammen mit Geistlichen anderer Konfessionen in das Gefängnis in der Butyrki-Straße in Moskau gebracht, dann nach Juchnow und Kozielsk transportiert, von wo aus er am 12. April 1940 nach Katyń gebracht und ermordet wurde.
Bei der Exhumierung fand man einen Schlüsselbund für sein Haus, das nicht mehr existiert, und seine Brille. Sie befinden sich heute im Katyń-Museum in Warschau.