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Der einzige polnische Übersetzer von Shakespeares Gesamtwerk

von Dignity News
Es gibt Persönlichkeiten, die einen enormen Beitrag zur polnischen Kultur geleistet haben. Eine dieser Persönlichkeiten ist der herausragende Forscher und einzige polnische Übersetzer des Gesamtwerks von William Shakespeare, Professor Władysław Tarnawski.

Władysław Tarnawski wurde 1885 in Przemyśl in eine politisch und gesellschaftlich äußerst aktive Familie hineingeboren. Sein Vater Leonard war ein Veteran des Januaraufstands, ein Rechtsanwalt, Mitautor der Märzverfassung und ein Politiker der Nationalen Demokratie (poln. Narodowa Demokracja). Seine Mutter, Wincentyna, geborene Wojgart, war die Tochter des Bürgermeisters von Przemyśl und eine Aktivistin des politischen Lagers um Józef Piłsudski.

Władysław Tarnawski war schon in seiner Jugend von den Werken des größten englischen Dramatikers fasziniert. Nachdem er das Gymnasium in Przemyśl mit Auszeichnung abgeschlossen hatte, setzte er seine Ausbildung an den Universitäten in Lemberg (Polnische Philologie und klassische Philologie) und in Krakau (Anglistik) fort. Seine Dissertation mit dem Titel „O polskich przekładach dramatów Szekspira” (dt. Über polnische Übersetzungen von Shakespeares Dramen) wurde hoch geschätzt und auf Wunsch des Betreuers der Dissertation, Prof. Ignacy Chrzanowski, von der Akademie der Gelehrsamkeit veröffentlicht. Nach seinem Abschluss kehrte er in seine Heimatstadt zurück und arbeitete an einem Gymnasium als Lehrer für Polnisch, Geschichte, Latein und Deutsch.

Trotz seiner vielen Verpflichtungen gab er seine wissenschaftlichen Forschungen zur englischen Literatur nicht auf. Er hat viel zu diesem Thema veröffentlicht. 1922 habilitierte er sich mit seiner Habilitationsschrift mit dem Titel „Krzysztof Marlowe, jego życie, dzieła i znaczenie w literaturze angielskiej” (dt. Christopher Marlowe, sein Leben, sein Werk und seine Bedeutung in der englischen Literatur). Dies ebnete ihm den Weg für seine weitere akademische Karriere. Nur zwei Jahre später wurde er außerordentlicher Professor und Leiter des Lehrstuhls für Anglistik an der Jan-Kazimierz-Universität Lemberg. Im Jahr 1926 veröffentlichte er das erste Lehrbuch der englischen Literatur in polnischer Sprache.

Er genoss nicht nur in Polen große Anerkennung. Im Mai 1927 empfing er Gilbert K. Chesterton in Lemberg und begleitete ihn auf Wunsch des berühmten Schriftstellers auf seinem Weg nach Przemyśl.

Die akademische Karriere von Professor Tatarkiewicz wurde jedoch durch seine politische Tätigkeit in den politischen und gesellschaftlichen Organisationen des Nationalen Lagers beeinträchtigt. Aus diesem Grund war er 1934 von der Hochschulreform des Ministers Janusz Jędrzejewicz betroffen, die Lehrstühle für Wissenschaftler, die die Sanacja kritisierten,  abschaffte und sie in den vorzeitigen Ruhestand schickte. Erst 1938 wurde er von den Universitätsbehörden wieder als Dozent eingesetzt. Die Kriegsjahre verbrachte er in Lemberg und zog erst im Juli 1945 nach Przemyśl. Während der Besatzungszeit schrieb und übersetzte er Shakespeares Werke. Während des ersten akademischen Nachkriegsjahres, das im Herbst 1945 begann, hielt er Vorlesungen an der Jagiellonen-Universität. Er wurde 1946 sogar zu einem internationalen Kongress für Shakespeare-Gelehrten nach Stratford, der Geburtsstadt Shakespeares, eingeladen, doch die kommunistischen Behörden waren nicht damit einverstanden, dass er das Land verließ.

In Krakau gab er seine Aktivitäten in den Reihen des Nationalen Lagers nicht auf. Er war im Komitee der Ostgebiete aktiv, das bei der Nationalen Untergrundpartei organisiert wurde. Für diese Tätigkeit wurde er im Dezember 1946 von Sicherheitsbeamten verhaftet.

Im Oktober 1947 verurteilte ihn das kommunistische Militärbezirksgericht in Warschau wegen  „des Versuchs zum Umsturz der Staatsgewalt” zu zehn Jahren Gefängnis, doch aufgrund einer Amnestie wurde seine Strafe auf fünf Jahre reduziert, wobei er seine öffentlichen und ehrenvollen Rechte verlor. Er verbüßte seine Strafe in Wronki und in Mokotów Warschau. Trotz der harten Haftbedingungen und der sich verschlechternden Gesundheit übersetzte er weiterhin Shakespeares Werke, wie er es auch während der deutschen Besatzung getan hatte. Er starb am 4. April 1951 in der Haftanstalt in der Rakowiecka-Straße in Warschau.

Nur ein Teil der von Tarnawski übersetzten Werke des englischen Dramatikers ist bisher veröffentlicht worden, der Rest wartet noch auf seine Veröffentlichung.

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