Das Symbol des jüdischen Widerstands gegen den Holocaust ist der Aufstand im Warschauer Ghetto, der 1943 ausbrach. Die polnischen Juden leisteten jedoch auch Widerstand, indem sie die von den Deutschen begangenen Verbrechen systematisch aufzeichneten. Damit beschäftigte sich die Organisation Oneg Schabbat, die die Verbrechen u. a. in dem Bericht „Die Liquidierung des jüdischen Warschau” dokumentierte.
Oneg Schabbat wurde 1940 auf Initiative von Emanuel Ringelblum — Historiker, Pädagoge und sozialer Aktivist — gegründet. Da er in einer der Einrichtungen des Warschauer Ghettos beschäftigt war, konnte er sich auf zusätzliche Arbeit konzentrieren. Dabei handelte es sich um konspiratives Sammeln und Zusammenstellen von Materialien über die Juden unter der deutschen Besatzung. Diese Aktivitäten fanden große Unterstützung, so dass das Netz der Mitarbeiter des Historikers wuchs.
Vor dem Krieg forschte Ringelblum über die Geschichte der Juden in Polen. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs hielt er sich in Genf zum 21. Zionistenkongress auf, beschloss aber, nach Warschau zurückzukehren, wo er die Aufgabe übernahm, die soziale Hilfe für die Juden zu organisieren. Während der deutschen Besatzung war er in jüdischen Untergrundorganisationen aktiv (darunter die Jüdische Kampforganisation, der Antifaschistische Block und das Jüdische Nationalkomitee).
Ringelblum führte von Kriegsbeginn an ein Tagebuch und begann dann, umfangreichere Informationen, Materialien und Dokumente über die Lage der Juden unter der deutschen Besatzung zu sammeln.
Der Bericht mit dem Titel „Die Liquidierung des jüdischen Warschau” war das letzte von Oneg Schabbat erstellte Dokument, das über die Heimatarmee an die polnische Exilregierung und die alliierten Staaten gerichtet war. Er bestand aus vier Teilen, die nacheinander über den Verlauf der Auflösung des Ghettos, den Betrieb des Vernichtungslagers in Treblinka, das Leben der Bevölkerung im so genannten Restghetto und die deutsche Vernichtungsaktion in kleineren Städten und auf dem Lande berichteten.
Der Bericht enthielt Zeugenaussagen, die durch statistische Daten gestützt wurden, aber auch Anordnungen der deutschen Behörden und Pläne des Warschauer Ghettos sowie soziologische Analysen der deutschen Maßnahmen und der jüdischen Reaktionen. Die Arbeit an dem Bericht wurde am 15. November 1942 abgeschlossen. Das Dokument gipfelt in einem Appell an die Adressaten, die begangenen Verbrechen zu untersuchen und die Täter zu bestrafen.
Die Berichte von Oneg Schabbat wurden vom Polnischen Untergrundstaat übermittelt, was zur Verurteilung der völkermörderischen Politik des Dritten Reiches gegenüber den Juden durch die Länder der Anti-Hitler-Koalition beitrug.