Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat auf dem Weltagrarmarkt eine Preisspirale, die bereits raste, noch beschleunigt. Die Auswirkungen sind auch in unseren Geldbörsen zu spüren. Die Einkäufe werden teurer, aber Experten versichern uns, dass es in Polen keinen Mangel an Lebensmitteln geben wird.
Auf Russland und die Ukraine entfallen mehr als 30 Prozent des weltweiten Weizenhandels, 32 Prozent des Gerstenhandels und 17 Prozent des Maishandels. Beide Länder sind führende Exporteure von Ölen, Saaten und Sonnenblumenmehl, auf die über 50 Prozent des Welthandels entfallen.
Nach Angaben des Ministeriums für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung kostete eine Tonne Konsumweizen am 20. Februar dieses Jahres in Polen durchschnittlich 1260 PLN. Am 3. April lag der Preis bereits bei 1569 PLN pro Tonne, was einem Anstieg von mehr als einem Fünftel entspricht. Zum Vergleich: Am 4. April 2021 lag der Preis bei 952 PLN.
Die Ölpreise brechen Rekorde. Am 3. April wurden für eine Tonne raffiniertes Rapsöl durchschnittlich 7205 PLN gezahlt, gegenüber 6373 PLN pro Tonne sechs Wochen zuvor. Anfang April 2021 kostete eine Tonne 4097 PLN.
Nach Ansicht des stellvertretenden Ministerpräsidenten, des Ministers für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung Henryk Kowalczyk, sei unsere Ernährungssicherheit nicht gefährdet. „Es gibt genug Lebensmittel für alle Polen und auch für diejenigen, die aus der Ukraine zu uns gekommen sind”, so der Leiter des polnischen Landwirtschaftsministeriums.
Aufgrund des Krieges in der Ukraine sei jedoch mit einem Anstieg der Lebensmittelpreise, z. B. für Getreide, sowohl auf den internationalen Märkten als auch in Polen zu rechnen. „Die Preise im Land folgen den globalen Preisen”, betont Henryk Kowalczyk.
„Polen ist seit Jahren ein Nettoexporteur von Getreide, und auch die letzte Ernte war sehr gut. Die sich verschlechternde Lebensmittelsituation in der Welt veranlasst andere Länder, nach alternativen Märkten sowohl innerhalb der Europäischen Union als auch beispielsweise in Südamerika und den USA zu suchen”, erklärt Monika Piątkowska. Es sei jedoch nicht zu befürchten, dass polnisches Getreide größtenteils importiert werde und es zu einer Verknappung auf dem heimischen Markt kommen werde.
Die Analysten der Bank Credit Agricole weisen darauf hin, dass der Ausbruch des Krieges in der Ukraine die Besorgnis der Anleger über das weltweite Getreideangebot in den kommenden Quartalen verstärkt habe. Die Ökonomen der Bank prognostizieren, dass die Preise für Weizen und Mais in Polen Ende 2022 bei ca. 1400 PLN bzw. 1100 PLN pro Tonne und Ende 2023 bei ca. 1100 PLN bzw. 950 PLN pro Tonne liegen würden. Dies seien niedrigere Preise als in der aktuellen „Preisliste”, aber die Hauptrisikofaktoren für die Prognose seien die endgültigen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Nachfrage- und Angebotssituation auf dem Weltmarkt.
Dominika Pietrzyk, Wirtschaftsjurnalistin bei Infor i. A.