Heute jährt sich zum 88. Mal der Todestag von Bolesław Limanowski, einem polnischen Historiker und Soziologen, der als Nestor des polnischen Sozialismus bezeichnet wird. Er war einer der ersten politischen Aktivisten während der Teilungen, der Thesen über die Notwendigkeit eines unabhängigen polnischen Staates formulierte. 

Er wurde am 18. Oktober 1835 in Podgórze in einer Adelsfamilie mit polnisch-litauischen Wurzeln geboren. Nach Abschluss des Gymnasiums begann er ein Medizinstudium an der Moskauer Universität, das er zugunsten der Philosophie abbrach. 

Inspiriert von der Idee eines nationalen Befreiungsaufstands reiste er bereits im September 1860 nach Paris, wo er sich an der polnischen Militärschule einschrieb, die der Ausbildung künftiger Offiziere diente. Nach der Schließung der Schule — infolge der Intervention des russischen Botschafters — kehrte er nach Vilnius zurück, wo er, inspiriert von General Ludwik Mierosławski, seine revolutionären Aktivitäten für die Unabhängigkeit Polens begann. 

Nachdem er eine patriotische Demonstration in der Vilniusser Kathedrale organisiert hatte, wurde er verhaftet und in das Gouvernement Archangelsk verbannt. Nach der Niederschlagung des Januaraufstands (1864) widmete er sich der Selbstbildung. Etwa ein Dutzend Jahre später war er bereits ein bekannter Theoretiker der Idee des Unabhängigkeitssozialismus, Mitorganisator der Sozialistischen Vereinigung „Polnisches Volk” („Lud Polski”) in Genf und später Mitglied der nationalsozialistischen Kommune in Paris. Beide Organisationen traten für den Kampf um die souveräne Existenz des polnischen Staates und die Verbesserung der Lebensbedingungen der Bauern und Arbeiter ein, was für Limanowski die Quintessenz seiner politischen Ansichten war: „Patriotismus und Sozialismus sind also nicht nur keine Gegensätze, sondern sie verstärken sich gegenseitig. Der wahre Patriotismus wendet sich in erster Linie dem zu, was die Grundlage und die wirkliche Kraft der Nation darstellt, dem arbeitenden Volk, und muss daher sozialistisch sein; ein aufrichtiger Sozialismus, der aus der Liebe zur Nation erwächst, muss patriotisch sein”. 

Im November 1892 leitete er in Paris eine Versammlung von Aktivisten der sozialistischen Parteien des russischen Teilungsgebiets, die zur Gründung des Verbandes Polnischer Sozialisten im Ausland und später zur Gründung der Polnischen Sozialistischen Partei (Polska Partiia Socjalistyczna, PPS) führte. 

Im unabhängigen Polen war er im Namen der PPS dreimal als Senator tätig. Er wurde in den Rang eines Veteranenleutnants der polnischen Armee befördert. 1923 wurde ihm von der Jan-Kazimierz-Universität Lemberg die Ehrendoktorwürde der Rechtswissenschaften verliehen, und 1934 verlieh ihm die Universität Warschau die Ehrendoktorwürde.

Er starb am 1. Februar 1935 in Warschau.