Heute jährt sich zum 115. Mal der bewaffnete Überfall der Kampforganisation der Polnischen Sozialistischen Partei auf einen russischen Postzug, an dem vier spätere polnische Ministerpräsidenten teilnahmen.

Während der Teilungszeit führte die Kampforganisation der Polnischen Sozialistischen Partei (Organizacja Bojowa PPS) zahlreiche Enteignungsaktionen durch, um Mittel für den nationalen Befreiungskampf für die souveräne Existenz des polnischen Staates zu sammeln. Die berühmteste dieser Aktionen fand am 26. September 1908 auf dem Bahnhof in Bezdany  (lit. Bezdonys) in der Nähe von Vilnius statt. Damals stürmten die Aktivisten einen russischen Postwaggon, warfen zwei Bomben darauf und terrorisierten das Telegrafenpersonal. Bei der Aktion wurden ein russischer Soldat getötet und mehrere verwundet. Anschließend wurden mehr als 200.000 Rubel erbeutet und eingesackt, woraufhin sich die Mitglieder der Kampforganisation in verschiedene Richtungen zerstreuten, um eine mögliche Verfolgung zu vereiteln.

Später wurde das erbeutete Geld dazu verwendet, die Schulden der Organisation zu begleichen, den Familien der inhaftierten Kämpfer zu helfen und vor allem die konspirativen Aktivitäten fortzusetzen und den Verband des aktiven Kampfes (Związek Walki Czynnej), eine überparteiliche Organisation mit militärischem Charakter, zu gründen.

Zu der 17-köpfigen Gruppe von Kämpfern gehörten vier spätere Ministerpräsidenten Polens, darunter der spätere Marschall Józef Piłsudski, Walery Sławek, Aleksander Prystor und Tomasz Arciszewski, der letzte Ministerpräsident der Zweiten Polnischen Republik, der nach 1945 die Exilregierung führte. Auch Frauen waren an den Vorbereitungen für die Aktion beteiligt, insbesondere Aleksandra Szczerbińska, die zukünftige Ehefrau von Piłsudski.

In der Zwischenkriegszeit wurden viele Kämpfer mit dem Unabhängigkeitskreuz ausgezeichnet — einer militärischen Staatsauszeichnung, die auf Initiative von Aleksandra Piłsudska geschaffen wurde, um diejenigen zu ehren, die sich um die Unabhängigkeit Polens verdient gemacht hatten.