In einer Ausstellung über die Werke des polnisch-litauischen Aristokraten und Fotografen Benedykt Henryk Tyszkiewicz werden fast 200 Originalabzüge gezeigt, die aufgrund ihrer fotografischen Qualität äußerst interessant sind. Die Werke aus dem 19. Jahrhundert, die lange Zeit als verschollen galten, stammen aus litauischen Sammlungen.
Bis zum 10. März 2024 werden in Kubicki-Ställen (Stajnie Kubickiego) im Königlichen Łazienki-Park in Warschau fast 200 Originalabzüge ausgestellt, die zwischen 1892 und 1898 entstanden sind und das Leben und die Arbeit von Tyszkiewicz sowie Litauen, Polen und Europa, ihre Gesellschaften, Bräuche und ihr kulturelles Erbe zeigen. Neben Reportagen und Schnappschüssen von seinen Reisen lotete der polnisch-litauische Künstler die Grenzen der Fotografie durch ein Spiel zwischen dem Realen und dem Vorgetäuschten, dem Scherz und der Inszenierung aus.
Thematisch geordnete Abzüge zeigen Tyszkiewicz als reichen Gutsbesitzer, Reisenden (Zakopane, Nizza), Ethnographen (Fotografien von litauischen Bauern, polnischen Hochlandbewohnern), Porträtisten oder Piktorialisten (inszenierte Fotografien französischer Schauspielerinnen).
Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit zwischen dem Königlichen Łazienki-Museum in Warschau und dem Museum für Fotografie in Šiauliai konzipiert.
Lange Zeit glaubte man, dass alle seine Werke verloren gegangen seien und dass man nur durch die Berichte seiner Zeitgenossen, einige wenige Veröffentlichungen in der Presse und einige wenige erhaltene Fotografien wisse, was er geschaffen habe. Dies reichte aus, um Benedykt Henryk Tyszkiewicz einen Platz in der Geschichte der französischen, polnischen und litauischen Fotografie zu verschaffen.
Vor einigen Jahrzehnten tauchten seine Werke wieder im öffentlichen Raum auf. Dazu gehörten zwei kleine Sammlungen seiner Abzüge, die in einer Ausstellung im Nicéphore Niépce Museum in Frankreich präsentiert wurden. Eine weitere große Sammlung entstand in den letzten Jahren in Litauen dank der Bemühungen eines Sammlerehepaars, Gražina und Gediminas Petraitis. Aus dieser Sammlung stammen unter anderem die Fotografien, die in der Ausstellung im Königlichen Łazienki-Park gezeigt werden.
Adrian Andrzejewski