Am 26. März 1905 führten Mitglieder der Kampforganisation der Polnischen Sozialistischen Partei (poln. Organizacja Bojowa Polskiej Partii Socjalistycznej, OB PPS) in Warschau eine bewaffnete Aktion durch, um den Oberpolizeimeister, Oberst Baron Karl Nolken, den verhassten Henker, der für zahlreiche Repressionen gegen die gegen den Zaren kämpfenden Revolutionäre verantwortlich war, zu beseitigen.
Die Kämpfer der PPS wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe unter dem Kommando von Stefan Okrzeja „Witold” hatte die Aufgabe, eine Bombe auf die 7. Polizeiwache im Warschauer Stadtteil Praga (Wileńska-Straße) zu werfen, was Nolken veranlassen sollte, vor Ort zu erscheinen. Dann sollte er von der zweiten Gruppe unter der Führung von Bronisław Żukowski und Aleksander Prystor angegriffen werden. Leider war die Aktion nicht erfolgreich. Nolken, der am Tatort eintraf, befand sich in einer Kutsche, lenkte die in seine Richtung geworfene Bombe mit der Hand ab und fuhr schwer verletzt vom Tatort weg. Okrzeja hingegen, der seine Ladung aus zu geringer Entfernung warf und durch die Bombenexplosion betäubt war, wurde festgenommen und von Polizeibeamten bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen.
In der Verhandlung vor dem Militärbezirksgericht in Warschau wurde Stefan Okrzeja unter anderem die Mitgliedschaft in einem Geheimbund mit dem Ziel des Umsturzes des politischen Systems des russischen Staates durch den Versuch der Abspaltung des Königreichs Polen vom Reich, terroristische Handlungen und die Tötung eines eingreifenden Polizisten zur Last gelegt.
Obwohl seine Verteidigung von dem bekannten Rechtsanwalt Stanisław Patek übernommen wurde, der ein faires und gründliches Verfahren unter Berücksichtigung der ideologischen Motive des Angeklagten forderte, wurde Okrzeja bereits am 23. Juni 1905 verurteilt. Er wurde zum Tod durch den Strang und zum Verlust der öffentlichen Rechte verurteilt. Das Urteil gegen den 19-jährigen Aktivisten wurde am 21. Juli an den Hängen der Warschauer Zitadelle vollstreckt. Sein Leichnam wurde an einem unbekannten Ort begraben.
Nach seinem Tod wurde Stefan Okrzeja zu einem Symbol des kompromisslosen Kampfes für die Unabhängigkeit und die sozialen und existenzsichernden Rechte der Arbeiter. 1930 wurde er vom Präsidenten der Republik Polen Ignacy Mościcki posthum mit dem Orden der Wiedergeburt Polens dritter Klasse und dem Kreuz der Unabhängigkeit mit Schwertern ausgezeichnet.