Das „Archiv der Juden von Poznań und Großpolen” wird in der Universitätsbibliothek der Adam-Mickiewicz-Universität (UAM) Poznań eingerichtet. Die Sammlung wird Materialien in Form von Dokumenten, Memoiren, Briefen, Postkarten, Fotografien, Ton- und Filmaufnahmen und anderen Erinnerungsstücken umfassen, die Spuren der Vergangenheit der Juden sind, die in Posen und der Region Großpolen lebten, heißt es in einer Pressemitteilung der UAM.
Ziel des „Archivs” ist es, in Zusammenarbeit mit der Jews Lived Here Foundation Archivmaterial von Nachkommen der Posener und großpolnischen Juden zu sammeln, aufzuarbeiten, zu digitalisieren und für wissenschaftliche und populäre Forschungszwecke zur Verfügung zu stellen.
Der Nachlass des in Kalisz geborenen Geologen und Schriftstellers Noach Lasman (1924-2018), der sich 1927 mit seiner Familie in Poznań niederließ und das Berger-Gymnasium besuchte, war der erste, der für das „Archiv”, das im Rahmen des Handschriftenlabors tätig ist, erworben wurde.
Während der Besatzung hielt er sich in Podlachien auf, war Gefangener im Arbeitslager in Siedlce, versteckte sich im Wald bei Łosice und schloss sich im August 1944 der Zweiten Armee der Polnischen Volksarmee an.
Nach dem Krieg, in den Jahren 1948-1957, lebte er in Poznań, studierte Geologie und arbeitete als Geologe in der Baustoffindustrie. Im Jahr 1957 wanderte er mit seiner Familie nach Israel aus und arbeitete als Geologe in Israel, Madagaskar, Äthiopien, Kolumbien und Nicaragua.
Nach seiner Pensionierung in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren widmete er sich dem Sammeln von Materialien über das Schicksal der Posener Juden während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Er korrespondierte mit Menschen aus aller Welt, schrieb Memoiren und Romane, die auf seinen Erfahrungen basieren. Er organisierte Treffen der Posener Juden. Im Jahr 2019 erschien das Buch „Wspomnienia z trzech światów” (dt. Erinnerungen aus drei Welten), das verschiedene veröffentlichte und unveröffentlichte Memoiren von Lasman sammelt, herausgegeben von Andrzej Niziołek.
Adrian Andrzejewski