Im Frühjahr 1942 schrieb das Hauptquartier der Heimatarmee (poln. Armia Krajowa) in Warschau einen Wettbewerb für ein Symbol aus, das an sichtbaren Stellen bezeugen sollte, dass weder Polen noch die Polen vor den deutschen Besatzern kapituliert hatten. Das Symbol sollte eine patriotische Bedeutung und eine einfache, für jeden verständliche Botschaft haben, weshalb eine unkomplizierte grafische Form bevorzugt wurde. Der Siegerentwurf war der „Anker” (poln. Kotwica), eine Kombination aus den Buchstaben „P” für Polen und „W” für den Kampf (auf polnisch walka). Das Zeichen wurde von Anna Smoleńska vorgeschlagen, die vor dem Krieg Kunstgeschichte studierte. Sie ließ sich wahrscheinlich von dem spontan entstandenen Zeichen der Anker inspirieren, das schon früher hier und da aufgetaucht war.
Als Vertreter des polnischen Untergrundstaates das neue Symbol genehmigten, wurde es populärer als die ein Jahr ältere Schildkröte, die im Rahmen der so genannten kleinen Sabotage ebenfalls an den Wänden der besetzten Städte erschien. Ihre Bedeutung war jedoch eine andere. Die Schildkröte forderte die polnische Bevölkerung auf, langsam zu arbeiten, um es den Deutschen zu erschweren, das Generalgouvernement zu verwalten. Der Anker wurde auch mit schwer abwaschbarer Farbe auf die Wände gemalt, aber er erschien auch auf Bushaltestellen und Anschlagtafeln.
Anna Smoleńska, Pseudonym „Hanna”, wurde 1920 in Warschau geboren. Während des Krieges wurde sie Pfadfinderin bei Szare Szeregi (dt. Graue Reihen). Sie stammte aus einer Professorenfamilie. Sie war die Tochter von Kazimierz Smoleński, einem Professor für Chemie an der Technischen Universität Warschau.
Von Beginn der deutschen Besatzung an war Smoleńska stark in den Jugenduntergrund eingebunden. Sie absolvierte einen Kurs für Meldegänger und nahm an der Aktion der Organisation für kleine Sabotage „Wawer” teil. Dank ihrer erworbenen Fähigkeiten wurde sie Meldegängerin in der Abteilung für aktuelle Propaganda des Informations- und Propagandabüros (poln. Biuro Informacji i Propagandy, BIP) des Hauptquartiers des Verbandes für den bewaffneten Kampf (poln. Związek Walki Zbrojnej) — der Heimatarmee.
Sie war auch Kontaktperson für Maria Straszewska — die Sekretärin der Redaktion der Untergrund-Wochenzeitung „Biuletyn Informacyjny” (dt. Mitteilungsblatt). Nach einem erfolglosen Versuch, den Chefredakteur dieser Zeitung zu verhaften, verhaftete die Gestapo am 3. November 1942 Smoleńska zusammen mit ihren Eltern, ihrer Schwester, ihrem Bruder und dessen Ehefrau aufgrund eines „Verrats”. Nach ihrer Inhaftierung im Pawiak-Gefängnis hat sie trotz harter Ermittlungen niemanden denunziert. Daher wurde sie in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert, wo sie die Lagernummer 26008 erhielt und an Typhus starb. Drei Mitglieder ihrer Familie starben ebenfalls in dem Lager. Ihr Vater wurde nach harten Ermittlungen im Mai 1943 von der Gestapo in den Trümmern des Warschauer Ghettos erschossen.
Das einzige Mitglied der Familie, das den Krieg überlebte, war Annas älterer Bruder Stanislaw, der vor und nach dem Krieg beim polnischen Rundfunk arbeitete.