Vor 76 Jahren, genauer gesagt am 22. Februar 1947, verabschiedete der polnische Gesetzgebende Sejm ein Amnestiegesetz für Soldaten und Mitglieder des antikommunistischen Untergrunds. In Wirklichkeit handelte es sich um eine juristische Lüge, mit der die kommunistischen Behörden die letzten Punkte des bewaffneten Widerstands auflösten. Infolgedessen erhielten die Untergrundsoldaten statt der erhofften Freiheit oft lange Gefängnisstrafen bis hin zur Todesstrafe.
Die Ankündigung der Amnestie einen Monat nach den gefälschten Parlamentswahlen war ein Propagandatrick, um der polnischen Öffentlichkeit zu zeigen, dass die kommunistische Regierung auch politischen Gegnern die Chance gab, in ein normales Leben zurückzukehren. Viele Menschen glaubten den Beteuerungen der Behörden.
Das Ministerium für öffentliche Sicherheit wurde mit der Überwachung der Umsetzung des Gesetzes betraut. Zwei Monate lang meldeten sich ehemalige Soldaten u. a. der Heimatarmee (poln. Armia Krajowa), der Vereinigung „Freiheit und Unabhängigkeit” (Zrzeszenie Wolność i Niezawisłość), der Bauernbataillone (Bataliony Chłopskie) oder der Nationalen Streitkräfte (Narodowe Siły Zbrojne) im ganzen Land in Büros des Sicherheitsamtes (UB), um ihre Untergrundtätigkeit zu offenbaren und ihre Waffen abzugeben. Im Rahmen der Offenlegungsaktion meldeten sich 53 517 Personen bei den Amnestiekommissionen, während 23 257 Personen aus Gefängnissen und Haftanstalten entlassen wurden.
Das Gesetz garantierte nur theoretisch eine Befreiung vom Vorwurf der Tätigkeit zum Nachteil der Volksrepublik Polen oder eine erhebliche Reduzierung bereits verhängter Strafen. In Wirklichkeit handelte es sich um eine ausgeklügelte, gut geplante Operation. Die Funktionäre des Sicherheitsamtes haben anhand der von den enttarnten Partisanen gelieferten Informationen (persönliche Daten, Pseudonym, Adresse, Organisationszugehörigkeit und Persönlichkeiten der Befehlshaber) die meisten aktiven Einheiten, die in den Wäldern operierten, ausfindig gemacht und dann liquidiert. Nach der Amnestie-Aktion verblieben schließlich zwischen 1100 und 1800 Soldaten im Untergrund. Diese Gruppe stellte keine wirkliche Bedrohung mehr für das kommunistische System in Polen dar.