Die Pfarrei St. Urbanus in Gelsenkirchen im deutschen Ruhrgebiet will die im Zweiten Weltkrieg beschlagnahmte Bronzeglocke an die Gemeinde in Radoszowy in der Woiwodschaft Oppeln zurückgeben. Über die geplante Rückführung der über 400 Jahre alten Glocke berichtete die katholische Wochenzeitung „Neues Ruhrwort”.
– Während des Zweiten Weltkriegs beschlagnahmten die Deutschen rund 100 000 Kirchenglocken als Metallreserven für die Rüstung. Die meisten von ihnen wurden eingeschmolzen, während etwa 16 000 erhalten blieben und an ihre Heimatgemeinden zurückgegeben wurden. Rund 1300 Glocken landeten jedoch auf dem Glockenfriedhof in Hamburg. Eine dieser Glocken befindet sich nun im Besitz der Pfarrei St. Urbanus in Gelsenkirchen, berichtet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA).
Der Pfarrer der Gemeinde in Gelsenkirchen, Markus Pottbäcker, sagt, dass er vorher nicht auf die Glocke geachtet habe und nicht vermutete, dass sich eine so alte Glocke in der 1954 erbauten Kirche befinden könnte. Die Rückführung der Glocke in die Heimatgemeinde sei eine Selbstverständlichkeit, sagte Pottbäcker, und der Kirchenvorstand habe sich sofort dafür ausgesprochen.
Die KNA berichtet, dass die deutsche Gemeinde den Transport selbst organisieren kann. Pfarrer Pottbäcker hat sich in dieser Angelegenheit bereits schriftlich an die Gemeinde in Radoszowy gewandt.
– Die ältesten Einwohner des Dorfes wussten, dass zwei der drei Glocken während des Krieges abtransportiert worden waren, aber wo und ob sie überlebt hatten, wusste niemand. Jetzt sind wir froh, dass eine von ihnen in die Gemeinde zurückkehren wird, sagte Pfarrer Grzegorz Sonnek aus Radoszowy in einem Interview mit der Deutschen Welle. Er fügte hinzu, dass die Glocke, die in Gelsenkirchen gefunden wurde, die größere der beiden abgeschobenen ist. Sie stammt aus dem Jahr 1616.
Dies ist nicht die erste Rückholaktion. Im vergangenen Jahr kündigte die Diözese Rottenburg-Stuttgart in Süddeutschland an, dass sie die vom Dritten Reich geraubte Glocken, die nach dem Krieg in Württemberg statt bei ihren rechtmäßigen Besitzern gelandet waren, zurückgeben werde. Die Ankündigung betraf 54 Glocken, die zu mehr als 40 Kirchengemeinden gehören — lesen wir auf dem Portal Interia.pl.
Arkadiusz Słomczyński