Am Freitag, dem 12. Januar 1940, ermordeten die Deutschen mehr als 400 Patienten, sowohl Erwachsene als auch Kinder, die sich auf dem Gelände eines psychiatrischen Krankenhauses im besetzten Chełm aufhielten. Dieses Verbrechen war Teil der nationalsozialistischen Politik der Vernichtung von Behinderten und Geisteskranken, und die Opfer wurden als „lebensunwertes Leben” bezeichnet.
Bereits vor dem deutschen Überfall auf Polen im September 1939 wurden im Dritten Reich Vorbereitungen getroffen, um die Politik der Vernichtung psychisch Kranker und Behinderter umzusetzen. Der endgültige Beschluss zu diesem Thema wurde am 20. September 1939 auf einer Sitzung im Grand Hotel in Sopot gefasst, an der Adolf Hitler selbst teilnahm.
Die Aktion sollte von SS-Obergruppenführer Philipp Bouhler, dem Chef der Hitler-Kanzlei, überwacht werden. Das gesamte Verbrechen wurde in der Reichsarbeitsgemeinschaft Heil- und Pflegeanstalten in Berlin geplant, die ihren Sitz in der Tiergartenstraße 4 hatte, woher einer der Namen der Aktion stammt, nämlich „Aktion T4”. Die andere Bezeichnung —„E-Aktion” — war ein Kürzel von Euthanasie-Aktion. In der deutschen Ideologie wurde die Vernichtung kranker und behinderter Menschen als „Vernichtung von lebensunwertem Leben” bezeichnet, während die Tötung selbst als „Ende des Leidens” oder „barmherziger Tod” genannt wurde.
Die Vernichtungsaktion wurde zunächst im Dritten Reich und später auch in den besetzten polnischen Gebieten durchgeführt. Die Deutschen ermordeten die Kranken mit tödlichen Injektionen, stellten aber fest, dass diese Methode unwirksam war. Im Rahmen der Bestrebung nach Massenhaftigkeit der Aktion T4 begannen die Nazis mit dem Betrieb von Gaskammern und Krematorien.
Anfang Januar 1940 kam eine SS-Kommission in das psychiatrische Krankenhaus im besetzten Chełm, um die gesamte Einrichtung zu besichtigen. Einige Tage später, am 12. Januar, wurde die Einrichtung von einer SS-Einheit abgeriegelt. Anschließend wurden Maschinengewehrstellungen eingerichtet. Das medizinische Personal wurde von den Deutschen aufgefordert, das Krankenhausgebäude zu verlassen, und bestimmte Krankenpfleger wurden angewiesen, Gruppen von jeweils 10 Patienten hinauszuführen, die dann erschossen wurden. Einige der Patienten liefen in Panik durch die Räume des Krankenhauses, wurden aber von den Deutschen, die in die Einrichtung eindrangen, gefangen und ermordet. Insgesamt wurden an diesem Tag 400 Menschen ermordet, darunter auch Kinder. Die Leichen der Opfer wurden in einem Massengrab in der Nähe des Krankenhauses verscharrt.