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Bornsztajn — ein Gangster, der armen Juden half

von DignityNews.eu

Heute nennen ihn manche den jüdischen Al Capone. Als ein zaristischer Polizist seinen Vater tötete, wandte sich Bornsztajn der Kriminalität zu. Obwohl er der kriminellen Unterwelt angehörte, war ihm das Schicksal der Ärmsten nicht egal.

Menachem Bornsztajn wurde am 15. Januar 1890 in Łęczyca (dem heutigen Zentralpolen) in einer jüdische Familie geboren. Er lebte dort nicht lange, denn er zog mit seinen Eltern nach Łódź. Damals wanderten viele Menschen in diese polnische Stadt ein, die ein Industriezentrum war. Łódź, das unter russischer Herrschaft stand, entwickelte sich rasch und war das wichtigste Textilzentrum im Königreich Polen. Innerhalb des Russischen Reiches gab es nur in Moskau mehr Fabriken, die Baumwolle produzierten. 

Erste Schritte auf dem Weg zur Kriminalität

Die Familie des künftigen Gangsters zog in das bis heute berüchtigte Arbeiterviertel Bałuty. Schon bald ereignete sich eine Tragödie: Bornsztajns Vater wurde von einem zaristischen Polizisten ermordet, woraufhin seine Familie hungerte und verarmte. Als Halbwaise begann Menachem vor Kirchen zu betteln. Dort fiel er einem Hehler, der „Natan der Priester” genannt wurde, auf. 

Aus Rache verlor er ein Auge

Der Verbrecher zog Bornsztajn in die kriminelle Unterwelt und ließ ihn Geld verdienen. Bornsztajn wuchs zu einem stämmigen und starken Mann heran. Er wusste, wie er seine Stärken für böse Zwecke einsetzen konnte. 

Eines Tages traf Menachem auf der Straße einen zaristischen Polizisten — denselben, der seinen Vater getötet hatte. Die beiden Männer gerieten in einen Kampf. Bornsztajn verlor ein Auge, der Polizist sein Leben. Auf diese Weise nahm der Gangster Rache für den Tod seines Vaters. Wegen des Verlusts seines Auges erhielt er den Spitznamen „Blinder Max“. 

Räuberischer Machtkampf 

Als der Erste Weltkrieg an einem Haar hing, dachte Bornsztajn an eine Heirat. Er nahm Gołda Goldberg zur Frau — die Tochter seines größten Rivalen in dunklen Geschäften. Das war Aron Goldberg. Dadurch hat „Blinder Max” die Kontrolle über fast die gesamte kriminelle Welt in Łódź übernommen. Von nun an konnte es sich der Gangster leisten, im Zentrum von Łódź zu wohnen. In einem der Mietshäuser eröffnete er ein Büro für Anfragen und Anträge „Verteidigung”. Er wurde hauptsächlich von Leuten angesprochen, die etwas verloren hatten oder bestohlen worden waren. Bornsztajn nutzte seine Einflüsse und seine Fähigkeiten, um verlorene Gegenstände schnell wiederzufinden. Viele Menschen respektierten ihn dafür. 

Gewalt unter dem Deckmantel der Hilfeleistung

„Blinder Max“ zog 1918 nach Deutschland. Er soll als Handelsvertreter in Berlin, Hamburg und Leipzig gearbeitet haben. Andere Gerüchte besagen, dass er deutsche Transporte, die für Soldaten an der Ostfront bestimmt waren, ausgeraubt hat. 

Nach dem Ende des Kampfes um die polnischen Grenzen kehrte Bornsztajn nach Łódź zurück. Obwohl er seine kriminellen Aktivitäten fortsetzte, vergaß er die Bedürftigen nicht. Im Jahr 1928 gründete er den Verein „Bratnia Pomoc” („Ezras Achim“), um armen Juden zu helfen. Bei der Verein wurde auch „Din Tora” eingerichtet. Normalerweise handelt es sich dabei um ein rabbinisches Gericht, aber zu jener Zeit war die Einrichtung eine Art Justiz für Kriminelle. Der Verein „Bratnia Pomoc” half nicht nur den Armen, sondern begann auch mit Gewalt zu bestrafen, Schulden einzutreiben und Rechnungen zu begleichen. Manchen hat er geholfen, für andere war er ein Schrecken. 

Brüderliche Hilfe — brüderlicher Mord 

Am 19. September 1929 traf sich Bornsztajn in einer der Bierstuben in Łódź mit seinem engen Mitarbeiter Sruel Kalma Balberman. Er wollte von ihm das Geld zurückfordern, das dieser ihm schuldete. Balberman war jedoch anderer Meinung und es kam zu einem Streit zwischen den beiden Männern. Während des Kampfes gewann der Schuldner die Oberhand über Menachem und hielt ihn in einer erstickenden Umarmung. Dann zog Bornsztajn einen Revolver und gab Schüsse in Balbermans Richtung ab. Srul ist tot umgefallen. 

„Blinder Maks“ wurde vor Gericht gestellt. Urteil: Nicht schuldig! Die Justiz kam zu dem Schluss, dass Bornsztajn in Selbstverteidigung gehandelt hat. Der Gangster hielt sich daher für unantastbar. Und eine Zeitlang war das so. 

Die Polizei hat nicht geholfen? Gehen Sie zum „Blinden Max“! 

Bornsztajn war in der Lage, verlorene oder gestohlene Dinge schnell wiederzufinden. Der Geiger Bronisław Huberman, der nach Łódź gekommen war, um ein Konzert zu geben, hat sich selbst davon überzeugt. Ein Dieb erbeutete seine Geige und der Künstler verlor seine Einnahmequelle. Die Polizei war hilflos, also ging er zu Menachem. Bornsztajn fand die Geige und gab sie innerhalb von 12 Stunden an den Künstler zurück. 

Im Haus von Bornsztajn sollte eine Schaufensterpuppe stehen, die mit Kleidern mit eingenähten Taschen bekleidet war. Sie war mit Glocken geschmückt. Die jungen Diebe sollten ihre Fähigkeiten an diesem Mannequin perfektionieren. Der Test bestand darin, den Inhalt der Taschen so zu entnehmen, dass keine der Glocken einen Ton von sich geben würde.

Gefängnisstrafe und Krieg

Erpressungen, Schläge, Drohungen und Verfolgungen — so lauteten die Beschwerden gegen „Blinden Max”, die in den 1930er Jahren bei der polnischen Staatspolizei in Łódź eingingen. Das war zu viel, und Menachem wurde vor Gericht gestellt. Das Urteil wurde 1935 gefällt, und Bornsztajn wurde zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. 

Wir wissen nicht, was mit Bornsztajn nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs geschah. Es wird vermutet, dass er nach Kasachstan geflohen ist. Eine deutsche Zeitung veröffentlichte jedoch falsche Informationen über Bornsztajns Tod im Jahr 1943.  

Kleine Nähstube und Goldhandel

Menachem kehrte 1946 nach Polen zurück und ließ sich in Łódź nieder. Im Jahr 1952 heiratete er Alicja. Seine Frau war 42 Jahre jünger als er. Um den Gangster ranken sich verschiedene Legenden. Er sollte mit dem Sicherheitsbüro zusammengearbeitet haben und immer noch die Kontrolle über die kriminelle Welt in Łódź haben. 

Seine Frau behauptete, er habe als Portier in einer Bekleidungsfirma gearbeitet. Inoffiziell sollte Bornsztajn eine kleine Nähstube betreiben und war unter diesem Deckmantel am Goldhandel im Grand Hotel in Łódź beteiligt. In den 1990er Jahren war derselbe Ort ein Treffpunkt für Gangster einer gefährlichen kriminellen Gruppe, die „łódzka ośmiornica”genannt wurde. 

Menachem Bornsztajn starb am 18. Mai 1960 und wurde auf dem jüdischen Friedhof in der Bracka-Straße in Łódź beigesetzt. Der repräsentative Ort, an dem er begraben wurde, beweist, wie wichtig er trotz seiner zwielichtigen Vergangenheit für die Juden von Łódź war. 

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