Es ist schwierig, in der Zweiten Polnischen Republik einen anderen Wissenschaftler mit einem so breiten Spektrum an Interessen und Forschungsaktivitäten zu nennen, der gleichzeitig ein aktiver Politiker und Ideologe der von ihm vertretenen Partei war. Rybarski war eine der führenden Persönlichkeiten in der Geschichte der polnischen Wirtschaftswissenschaften. Er war aktives Mitglied der Nationalen Partei (Stronnictwo Narodowe), Sejm-Abgeordneter, Verfechter des parlamentarischen Systems und der Einhaltung der Rechtsstaatlichkeit, auch in wirtschaftlicher Hinsicht.
Roman Rybarski wurde am 3. August 1887 in Zator in den von Österreich vereinnahmten Gebieten geboren. Bereits während seines Studiums an der juristischen Fakultät der Jagiellonen-Universität engagierte er sich für die polnische Nationalbewegung. Er beteiligte sich an den Aktivitäten der geheimen Jugendorganisation „Zet” und später der Nationalen Liga (Liga Narodowa). Nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Polens war er ein enger Mitarbeiter von Władysław Grabski, dem Reformer des polnischen Finanzwesens. Er beteiligte sich an den Vorbereitungen zur Gründung der Polnischen Bank (Bank Polski). Er war Professor an der Jagiellonen-Universität, dann an der Technischen Universität Warschau und leitete ab 1924 den Lehrstuhl für Finanzwesen an der Juristischen Fakultät der Universität Warschau. In den Jahren 1928-1935 war er Abgeordneter des Sejm der Republik Polen, später war er Aktivist des Großpolnischen Lagers (Obóz Wielkiej Polski) und der Nationalen Partei (Stronnictwo Narodowe). Als Wirtschaftswissenschaftler und Autor von fast 30 Büchern beschäftigte sich Rybarski mit theoretischer Ökonomie, Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsgeschichte.
Nach dem Überfall des Dritten Reichs und der Sowjetunion auf Polen blieb er in Warschau. Er beteiligte sich am Aufbau der politischen Behörden des polnischen Untergrundstaates (er war Direktor des Finanzministeriums) und war Mitbegründer der juristischen Fakultät der geheimen Universität Warschau. Im Mai 1941 wurde er verhaftet und in das Pawiak-Gefängnis gebracht, von wo aus er am 24. Juli nach Auschwitz deportiert wurde. Die Nationale Partei wurde als Partei mit einem antideutschen Programm von den deutschen Besatzern besonders verfolgt und vernichtet. Bereits zur Jahreswende 1940/41 zerschlugen die Deutschen durch Verhaftungen die Strukturen der Nationalen Partei in Großpolen und Pommern, fügten ihr in den Bezirken Łódź, Kalisz, Zagłębie Dąbrowskie und in Warschau schwere Verluste zu. Abgesehen von Rybarski wurden die meisten Mitglieder der obersten Parteiführung verhaftet; sie starben in Auschwitz oder wurden in Palmiry erschossen. Unter der sowjetischen Besatzung war die Situation ähnlich — der bloße Verdacht auf Verbindungen zur Vorkriegs-Nationaldemokratie drohte mit Verhaftung, Todesurteil oder Deportation in ein Gulag und für die Familie die Deportation tief in die UdSSR.
In Auschwitz wurde Rybarski, wie auch andere Vertreter nationaler Organisationen (darunter Jan Mosdorf vom Nationalradikalen Lager), in die von Hauptmann Witold Pilecki geschaffenen konspirativen Strukturen des Lagers und in den Prozess der Vereinheitlichung der polnischen politischen und militärischen Verschwörung im Lager einbezogen.
Er starb in Auschwitz am 6. März 1942.