Kann eine blinde Person eine Komödie sehen und in denselben Momenten lachen wie eine sehende Person? Kann sie sich bei einem Horrorfilm genauso erschrecken wie ihr Begleiter ohne Sehbehinderung? Ist sie in der Lage, eine Kochsendung zu sehen und dann die vorgestellten Rezepte in ihrer Küche nachzukochen? Dr. Iwona Mazur von der Fakultät für englische Philologie an der Adam-Mickiewicz-Universität (UAM) Poznań arbeitet an einem Funktionsmodell der Audiodeskription (AD), um diese Fragen bejahen zu können.
Audiodeskription ist ein Dienst des barrierefreien Zugangs, der in erster Linie darauf abzielt, blinden und sehbehinderten Menschen den Zugang zu multimodalen Inhalten (z. B. einem Film, einer Theateraufführung oder einer Sportveranstaltung) zu ermöglichen. Die Audiodeskription wird als eine Art der Übersetzung angesehen, bei der Bilder durch Worte ersetzt werden.
Das Ziel des Projekts mit dem Titel „Sehbehinderte Menschen und Funktionen multimodaler Texte: Entwicklung eines funktionalen Modells der Audiodeskription” ist es, ein innovatives Modell der Audiodeskription zu entwickeln, das u. a. die Funktionen multimodaler Texte (z. B. eines Films, einer Theateraufführung oder eines Sportereignisses), den Zweck der AD in einem bestimmten Kontext sowie die Bedürfnisse und Erwartungen sehbehinderter Menschen berücksichtigt. Das Ergebnis wird ein praktisches Werkzeug sein, mit dem man bestimmen kann, was und wie man beschreiben soll, je nach Art und Genre des Textes (z. B. ein Filmdrama, eine Komödie, eine Reality-Show, eine Werbung usw.).
Um bestimmen zu können, was zu beschreiben ist, damit die Beschreibung prägnant ist und in die kurzen Pausen zwischen den Dialogen passt, wird eine originelle Klassifizierung multimodaler Texte erstellt, gefolgt von einem Rahmen für eine multidimensionale Analyse des Ausgangstextes. Diese Analyse wird darauf abzielen, die so genannten funktionalen Prioritäten in einem bestimmten Text zu identifizieren, die wiederum die Wahl der audiodeskriptiven Strategien beeinflussen und so die Frage „Wie soll man es beschreiben?” beantworten wird.
Adrian Andrzejewski