Mehr als 1700 Fotografien von Władysław Toczyłowski sind in der Fotothek des Museums des Warschauer Aufstands zu sehen. Die Negative der Fotografien des Fotojournalisten der ersten polnischen Fotoagentur wurden mit modernsten technischen Mitteln digitalisiert.
Die Fotosammlung von Toczyłowski spiegelt den Charakter des damaligen Fotojournalismus der polnischen Presse wider, dessen Kanon gerade erst geschmiedet wurde; er ist noch von einer gewissen Statik und einer einheitlichen Perspektive innerhalb desselben dokumentierten Ereignisses geprägt. Bei der Darstellung von offiziellen Ereignissen und Persönlichkeiten der politischen und militärischen Szene hielt sich der Autor an die damalige „Fassaden”-Konvention, die von Regierungskreisen und folglich einer von bezahlten — auch staatlichen — Anzeigen abhängigen Presse gefordert wurde.
Die Sammlung in der Fotothek des Warschauer Museums besteht größtenteils aus Reportagen, die Ereignisse in Warschau dokumentieren, wie z. B. die Zeremonien im Zusammenhang mit der Enthüllung des Denkmals für polnische Flieger auf dem Unia-Lubelska-Platz, des Kiliński-Denkmals auf dem Krasiński-Platz oder des Denkmals für die gefallenen Sappeure an der Ecke der 6 Sierpnia-Straße und der Topolowa-Straße (heute die Kreuzung der Nowowiejska-Straße und der Niepodległości-Allee).
Zu den Exponaten gehören auch Fotografien von Wagenparaden der Handwerkszünfte und von Gordon Bennetts Ballonwettbewerben, die sowohl den Sinn des Künstlers für Humor zeigen, der sich in der Fotografie amüsanter Szenen und lachender Zuschauer manifestiert, als auch seine künstlerische Sensibilität, die sich in Landschaftsaufnahmen von fliegenden Ballons zeigt.
Der 1898 geborene Władysław Toczyłowski war Mitarbeiter der Presse- und Fotoagentur „Propaganda”, der ersten fotografischen Agentur im Polen der Zwischenkriegszeit. Der Begriff „Propaganda” wurde damals nicht mit totalitären Regimen assoziiert, sondern einfach Propagieren, Popularisierung, Verbreitung bedeutete. Der Gründer der Agentur war Marian Fuks, eine berühmte Persönlichkeit in den Pressekreisen zunächst des Königreichs Polen und dann der Zweiten Polnischen Republik.
Arkadiusz Słomczyński