Das wichtigste Insigne der königlichen Macht ist bekanntlich die Krone, das materielle Symbol der Souveränität und Unteilbarkeit des Königreichs. Der erste Ritus bei der Krönung der polnischen Könige war die Salbung von Kopf, Brust, Rücken und Schultern des gewählten Königs mit heiligen Ölen durch den Bischof. Anschließend erhielt der Herrscher ein Schwert, mit dem er sich bekreuzigte, um symbolisch zu versprechen, dass er das Land und den Glauben verteidigen würde. Erst im nächsten Schritt wurde ihm eine Krone aufgesetzt.
Die Krone strebte bereits der erste historische Herrscher Polens, Herzog Mieszko I., an, der 966 getauft wurde, und auch sein Sohn Bolesław Chrobry strebte sie nach dem Akt von Gnesen (1000) an, als er von Kaiser Otto III. symbolisch gekrönt wurde. Bolesław Chrobry (Bolesław I. der Tapfere) wurde am Ende seines Lebens 1025 in Gniezno von den polnischen Bischöfen gekrönt, aber weder dieses Symbol der königlichen Majestät noch seine Bilder sind erhalten geblieben.
Die ältesten erhaltenen Kronen in Polen sind drei herzogliche Diademe aus dem 13. Jahrhundert. Von den polnischen Königskronen ist nur die dritte, die für die Krönung von Władysław Łokietek (Władysław I. Ellenlang) angefertigt wurde, durch Beschreibungen und Zeichnungen bekannt. Seither wurde sie nach dem ersten König Polens als Krone von Bolesław Chrobry bezeichnet. Eine ähnliche Tradition wurde von den ungarischen Königen begründet, die den Namen Stephanskrone verwendeten.
Die Krone von Bolesław Chrobry wurde bei der sukzessiven Überprüfung der Schatzkammer des Königsschlosses auf dem Wawel immer an erster Stelle erwähnt. Aus Beschreibungen und Zeichnungen ist bekannt, dass sie aus goldenen, mit Edelsteinen und Perlen besetzten Segmenten bestand, die, durch Scharniere verbunden, einen Kreis bildeten. Sie wurde durch zwei glatte Bogen geschlossen, über deren Schnittpunkt eine goldene Kugel mit einem Kreuz angebracht war. Das königliche Attribut hatte zehn Segmente, die jeweils oben mit einer heraldischen Lilie endeten. Das Aussehen der Krone ist auch aus der Regierungszeit von Stanisław August bekannt. Der königliche Hofmaler Krzysztof Józef Werner fertigte 1764 ein Porträt des Königs in seiner Krönungstracht an, und Marcello Bacciarelli kleidete Bolesław Chrobry in eben diese Krone, als er einige Jahre später das Bild des ersten Königs Polens malte.
Die Krone von Bolesław Chrobry diente bei der Krönung der meisten polnischen Könige bis zur Zeit der Teilungen Polens. Leider ging sie am Ende der Ersten Polnischen Republik verloren, als Soldaten der preußischen Armee nach dem Kościuszko-Aufstand im Jahr 1795 die Schatzkammer des Wawel raubten. Während der Teilungen Polens entstand jedoch die Legende, dass es dem Hüter der Schatzkammer, Pfarrer Sebastian Sierakowski, gelungen sei, sie zu verstecken. Heute ist nur noch eine in den Jahren 2001-2003 angefertigte Nachbildung bekannt.