Am 20. November 2023 fand im Archiv des Instituts für Nationales Gedenken (IPN) in Warschau eine Pressekonferenz statt, auf der die Übergabe von Dokumenten, die während der mehr als einhundertjährigen Tätigkeit des Bundes der Polen in Deutschland gesammelt und erstellt wurden, an das IPN im Rahmen des Projekts „Archiv voller Erinnerung” bekannt gegeben wurde.
„Mehrere hundert Meter Akten und Dokumente über die Aktivitäten der Polen werden in das IPN-Archiv überführt. In ihnen steht auch die Wahrheit über das Schicksal der polnischen Nation hinter unserer Westgrenze geschrieben”, sagte IPN-Präsident Dr. Karol Nawrocki auf der Konferenz.
Wie er betonte, werden die Dokumente von professionellen Archivaren bearbeitet, konserviert, digitalisiert und Interessierten, d. h. Journalisten und Forschern, zur Verfügung gestellt, „damit diese Geschichte nicht in Vergessenheit gerät”.
Anna Wawrzyszko, Vizepräsidentin des Bundes der Polen in Deutschland, betonte, dass das nationale Gedächtnis und das kulturelle Erbe, mit denen wir dank dem Bund zu tun haben, sehr wichtig seien.
Das IPN-Archiv wird nicht nur Papierdokumente erhalten, sondern auch Fotos, Tonaufnahmen und Filme.
Der Bund der Polen in Deutschland wurde am 27. August 1922 gegründet. Die Organisation spielte vor allem in den 1920er und 1930er Jahren eine wichtige Rolle bei der Bewahrung des nationalen Bewusstseins der im deutschen Raum lebenden Polen. Die Polen schufen eine starke Institution, die auf politischem, sozialem, kulturellem und wirtschaftlichem Gebiet aktiv war, bauten ihre Banken, Genossenschaften, Unternehmen, Schulen, Kindergärten und Bibliotheken auf und veröffentlichten Bücher, Zeitungen und Zeitschriften in Deutschland.
Die dynamische Entwicklung des Bundes wurde durch die Machtübernahme Adolf Hitlers im Jahr 1933 gestoppt. Von da an waren die Polen massiven Repressionen und Terror ausgesetzt, darunter auch Mordanschläge, und polnische Einrichtungen wurden angegriffen und zerstört. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde den Polen von den Deutschen der Minderheitenstatus aberkannt, die Aktivitäten des Bundes wurden verboten, und das Vermögen wurde beschlagnahmt und veruntreut.
Adrian Andrzejewski