Forscher der Fakultät für Biologie der Universität Warschau (UW) haben mit molekularen Methoden untersucht, inwieweit die polnische Wolfspopulation mit den durch Zecken übertragenen Krankheiten infiziert ist. Die Ergebnisse der Analyse wurden in der Zeitschrift „Ticks and Tick-borne Diseases” veröffentlicht.
Ein Team von Wissenschaftlern der Universität Warschau hat in Zusammenarbeit mit Forschern der Universität Danzig und Experten der Association for Nature „Wolf” untersucht, inwieweit die Wolfspopulation in Polen mit Krankheitserregern infiziert ist. Sie haben genetisches Material aus fünfzig Proben, die zwischen 2001 und 2020 entnommen worden waren, analysiert. Die Forscher haben die Blutproben von Wölfen im Östrus sowie Proben von verletzten und toten Tieren mit molekularen Methoden untersucht, berichtet die UW.
„In 18 % der Proben konnten wir das parasitäre Protozoon Babesia canis nachweisen, das die Babesiose verursacht. Infektionen mit dem Bakterium Anaplasma phagocytophilum, das die Anaplasmose verursacht, waren weit weniger zahlreich. Es wurde nur bei einem einzigen Individuum in Pommern gefunden”, berichtet Dr. habil. Agnieszka Kloch von der Abteilung für Ökologie der Fakultät für Biologie an der UW.
Die festgestellten Krankheitserreger werden durch Zecken übertragen, aber ihr Vorhandensein ist nicht gleichbedeutend mit einer Verschlechterung des Gesundheitszustands der Wölfe.
Wie Professor Robert Mysłajek von der UW-Fakultät für Biologie und Vizepräsident der Association for Nature „Wolf” erklärt, zeigen Individuen in guter Verfassung trotz Kontakts mit dem Erreger möglicherweise keine Krankheitssymptome. Geschwächte Wölfe hingegen entwickeln die Krankheit in großem Ausmaß. Ein gutes Beispiel sei ein Wolf aus Pommern, bei dem die Anaplasmose mit einem akuten Befall von Krätze verursachenden Milben in der Haut festgestellt wurde, so der Wissenschaftler weiter.
Die Forscher sagen voraus, dass die Bedrohung durch von Zecken übertragene Krankheiten aufgrund der Erwärmung des Klimas zunehmen werde, was eine Zunahme der Zecken und eine Ausweitung des Verbreitungsgebiets seltener oder bisher nicht vorhandener Arten in Polen begünstige.
Adrian Andrzejewski