Józef Lustgarten ist ein Mann, der nicht nur die Tradition des Fußballspielens in Krakau, sondern auch in ganz Polen entwickelt hat. Er war einer der ersten Auswahltrainer der Nationalmannschaft und ein Aktivist des Polnischen Fußballverbands. Er kämpfte für die polnische Unabhängigkeit. Während des Zweiten Weltkriegs schickten ihn die Kommunisten in Gulag.
Er wurde am 1. November 1889 in Krakau geboren und stammte aus einer jüdischen Familie. Seine Ausbildung begann er am 3. Jan-Sobieski-Gymnasium in Krakau, danach studierte er Jura in Krakau und Wien. Er bestand 1913 eine Prüfung zum zertifizierten Fußballschiedsrichter und promovierte 1919.
Obwohl er oft fälschlicherweise als Gründer von Cracovia angesehen wird – Lustgarten trat dem Verein im September 1906 bei –, war er es, der den Namen „Cracovia“ für den Akademischen Fußballverein in Krakau vorgeschlagen hat. Lustgarten war ein vielseitiger Spieler — er spielte als Torwart, Stürmer und Mittelfeldspieler. Sein Engagement für den Verein endete nicht auf dem Spielfeld: Er war Teammanager, Sekretär und Vizepräsident des Vereins.
Während des Ersten Weltkriegs diente er im 3. Infanterie-Regiment der Brigade II der Polnischen Legion. Er kämpfte für die Wiedererlangung der Unabhängigkeit Polens. Sein Land war damals von Deutschland, Russland und Österreich besetzt. Nach seiner Rückkehr von der Front im Jahr 1915 organisierte er im verlassenen Krakau eine Fußballmannschaft und trug zum Wiederaufbau der von der Armee zerstörten Sportanlagen bei. Für diese Leistungen wurde er mit der Unabhängigkeitsmedaille und dem Goldenen Verdienstkreuz ausgezeichnet.
Er war auch auf nationaler Ebene aktiv und war Mitverfasser der Satzung des Polnischen Fußballverbands. Seine Artikel über die Schiedsrichtertätigkeit in der Zeitschrift „Przegląd Sportowy” galten als unverzichtbare Wissensquelle für angehende Fußballschiedsrichter. Im Jahr 1922 wurde er einer der Trainer der polnischen Nationalmannschaft.
Der Zweite Weltkrieg brachte für ihn, wie für viele andere Polen und Juden, viel Leid. Im Jahr 1939 wurde er in Lemberg vom sowjetischen NKWD verhaftet. Anschließend wurde er in stalinistische Arbeitslager geschickt, wo er 17 Jahre verbrachte. Nach seiner Freilassung kehrte er nach Polen zurück und setzte ab 1956 seine Aktivitäten bei Cracovia fort. Im Jahr 1967 wurde er Mitglied des Vorstands des Vereins, nachdem er bereits 1958 Mitglied des Seniorenrates geworden war.
Er starb am 21. September 1973 in Krakau.