Vor 83 Jahren, am 19. September 1940, wurde der Rittmeister Witold Pilecki in Warschau bei einer groß angelegten Razzia auf der Straße festgenommen. Anschließend wurde er in das Konzentrationslager Auschwitz gebracht. Für die Bewohner des von den Deutschen besetzten Polens waren die Razzien eine tödliche Form der Repression, die vor allem die Zivilbevölkerung traf.
Die Razzien fanden in der Regel in belebten Stadtvierteln statt und waren eine der Formen des Terrors, den die deutschen Besatzungsbehörden gegen die Polen einsetzten. Diese Razzien zielten unter anderem darauf ab, Vertreter der polnischen Intelligenz und Mitglieder der Widerstandsbewegung zu erwischen, obwohl ihre Opfer meist einfache Menschen waren. Menschen jüdischer Herkunft, die auch in anderen Teilen des besetzten Europas gejagt wurden, wurden bei solchen Aktionen besonders brutal behandelt. Ihre Organisatoren waren Institutionen wie: die Schutzpolizei (in den Städten stationiert), die Einsatzgruppen (Einheiten zur Massenvernichtung von für das Dritte Reich unbequemen Personen), die Schutzstaffel (SS – besonders ideologisierte und gefürchtete Einheiten zur Unterstützung des Terrorapparats), der Sicherheitsdienst des Reichsführers SS (der auch für Nachrichtendienst und Spionageabwehr zuständig war), die Feldgendarmerie, die Gestapo (politische Polizei, bekannt für ihre Rücksichtslosigkeit) und sogar das deutsche Arbeitsamt.
Razzien wurden an den unterschiedlichsten Orten eingeleitet: in Straßenbahnen, Häusern, Geschäftsräumen, auf Straßen, Märkten und Bahnhöfen. Ein Pole im Generalgouvernement konnte sich nirgendwo sicher fühlen. Das Hauptziel dieser Aktionen, die zu Massenverhaftungen führten, bestand darin, ein Gefühl der ständigen Gefahr und Unsicherheit zu schaffen.
Die Opfer der Razzien erwartete in der Regel ein grausames Schicksal. Wenn die Verhafteten Glück hatten oder in Einrichtungen oder Fabriken arbeiteten, die dem Besatzer direkt unterstellt waren, konnten sie mit ihrer Freilassung rechnen. In der Regel kamen jedoch die Festgenommenen in Konzentrationslager, was oft einen langsamen Tod bedeutete, oder wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland geschickt. Ein unmittelbares tragisches Schicksal erwartete diejenigen, die bei Razzien festgenommen wurden, die zwecks der Durchführung von Massenexekutionen als Vergeltung für die Aktionen der Soldaten des polnischen Untergrundstaates organisiert wurden.
Schätzungsweise wurden 1,3 Millionen Menschen bei Razzien im Generalgouvernement verhaftet.