In allen wichtigen polnischen Publikationen, die sich mit der jüdischen Beteiligung an den Kämpfen während des Verteidigungskriegs von 1939 befassen, betonen die Historiker, dass jüdische Soldaten unerwartet gut gekämpft und sich oft selbst aufgeopfert haben. Dieser Eindruck blieb nicht nur bei der polnischen Armeeführung, sondern auch in der polnischen Gesellschaft in Erinnerung.
In der Zwischenkriegszeit war der prozentuale Anteil der Juden in der polnischen Armee nicht hoch und stand, wie Forscher betonen, in keinem Verhältnis zu ihrer Gesamtzahl im Lande. In der Zweiten Polnischen Republik machte die jüdische Bevölkerung etwa 10 % der Bevölkerung des polnischen Staates aus, während der Anteil der jüdischen Soldaten in der polnischen Armee im Jahr 1923, nach dem Ende des Kampfes um die Grenzen, nur etwas über 5 % lag. Ihre höchste Zahl wurde dagegen 1937 verzeichnet — 6,55 %. Was die Berufsoffiziere anbelangt, so war die Zahl der jüdischen Offiziere ausgesprochen gering und betrug im Jahr 1927 nur 0,55 % der Offiziere des ständigen Dienstes.
Die Einberufung in die Armee wurde durch die Verfassung vom 17. März 1921 geregelt, die diese Pflicht allen Bürgern auferlegte. Detaillierte Bestimmungen zu diesem Thema finden sich im Gesetz über die allgemeine Wehrpflicht vom 23. Mai 1924. Warum war dann, wie die „trockene” Statistik zeigt, nicht mehr oder weniger jeder zehnte Soldat jüdischer Nationalität? Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von politischen bis hin zu kulturellen Gründen, die sich aus den komplizierten polnisch-jüdischen Beziehungen ergeben, die sich auf polnischem Boden über mehrere hundert Jahre hinweg gebildet haben.
Trotz der verschiedenen Spannungen blieb die Tatsache bestehen, dass der Charakter der polnischen Armee in der Zweiten Polnischen Republik nicht einheitlich polnisch im ethnischen Sinne war. Dies wurde 1922 von General Kazimierz Sosnkowski in einem seiner Befehle bestätigt, der den staatlichen und nicht den nationalen Charakter der polnischen Armee garantierte.