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Róża Melcer — die erste jüdische Sejm-Abgeordnete in der Zweiten Polnischen Republik

von DignityNews.eu

1936 wurde eine Broschüre zu Ehren der 1934 verstorbenen Róża Melcer veröffentlicht. Texte zum Gedenken an sie wurden unter anderem von den Ehefrauen von Majer Bałaban, Mojżesz Schorr und Emil Sommerstein aufgenommen. Nach ihrem Tod wurde sie von viele Frauen geehrt, weil sie zu Lebzeiten immer wieder ihre Probleme zur Sprache brachte. Heute gilt sie als eine der prominentesten Vertreterinnen der zionistischen Frauenbewegung in Galizien und später in der Zweiten Polnischen Republik.  

Róża, zu Hause Rózia genannt, wurde 1880 in Ternopil als Tochter einer wohlhabenden jüdischen Familie Pomeranz geboren, die die zionistische Bewegung unterstützte. Dies veranlasste sie und ihren Bruder, in ihrer Heimatstadt während ihrer frühen Jugend zionistische Gruppen zu gründen. Ihre politischen Aktivitäten wurden durch ihre Studienzeit unterbrochen. Verschiedenen Quellen zufolge studierte sie in Dresden, Wien, Berlin und Paris. Leider ist dieser Abschnitt ihres Lebens nicht sehr bekannt.

Nachdem sie Ende des 19. Jahrhunderts nach Polen zurückgekehrt war, engagierte sie sich stark in sozialen und politischen Angelegenheiten. Schon damals griff sie in der Presse Themen auf, die die Bedeutung und die Rolle der Frauen in der zionistischen Bewegung betrafen. Sie postulierte damals, dass zionistische Frauen ihr Familienleben mit der Entwicklung ihrer Interessen im Bereich der nationalen Ideale verbinden sollten.

Ihre politische und gesellschaftliche Karriere kam in Fahrt, als sie den Rechtsanwalt Izaak Melcer (Melzer) heiratete und nach Lemberg zog, wo sie bis zu ihrem Tod lebte. Dort engagierte sie sich im Jüdischen Frauenkreis, dessen Präsidentin sie viele Jahre lang war. Sie konzentrierte sich damals auf die Sozialfhilfe. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verstärkte ihre Bemühungen, den Ärmsten zu helfen. In Lemberg organisierte sie eine Volksküche mit einer Wäscherei und einem Desinfektionszentrum sowie eine Kinderklinik.

Als Polen seine Unabhängigkeit wiedererlangte, widmete sich Melcer weiterhin sozialen Aktivitäten. Der Sitz des Kreises beherbergte ein Kinderheim, dann ein Mädcheninternat und ein Verlag für Kinder.  

Ihre politische Karriere begann 1922, als sie für das Komitee der Vereinigten National-Jüdischen Parteien ein Mandat für den Sejm erhielt. Sie gehörte zu den ersten neun weiblichen Mitgliedern des polnischen Parlaments und war die erste Jüdin in dieser Gruppe. Zu ihren größten Erfolgen gehörte sicherlich die Gründung einer Einrichtung für blinde und taube jüdische Kinder in Bojanowo. Leider wurde der Betrieb ein Jahr nach ihrem Tod eingestellt. Parallel dazu war Melcer an der Arbeit der 1920 gegründeten Internationalen Zionistischen Frauenorganisation (WIZO) beteiligt.

 

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