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Das Phänomen der Świdnik-Spaziergänge. Eine Seite aus der Geschichte der antikommunistischen Proteste 

von DignityNews.eu

Am 5. Februar 1982 beschloss eine Gruppe der Einwohner von Świdnik, einen Abendspaziergang zu machen, um ihren Unmut über die von den kommunistischen Behörden im Fernsehen und Radio verbreiteten Lügen zu äußern. Denn die Medien standen unter ihrer totalen Kontrolle. Der scheinbar unschuldige Spaziergang wurde für die Kommunisten so lästig, dass sie gegen die Teilnehmer Repressionen anwenden mussten.

An dem ersten Spaziergang nahm eine kleine Gruppe von Personen teil. Die Einwohner von Świdnik (einer Stadt im östlichen Teil Polens) gingen um 19.30 Uhr auf die Straße — zu dieser Zeit wurde der „Dziennik Telewizyjny” (dt. TV-Nachrichten) im Fernsehen des Regimes übertragen. Zweck des Spaziergangs war in erster Linie der Protest gegen die verlogene Propaganda, die aus dem kommunistischen Fernsehen triefte. Zu dieser Zeit verhängten die Behörden das Kriegsrecht in Polen durch einen Beschluss des Staatsrats, der vom Militärrat der Nationalen Rettung (poln. Wojskowa Rada Ocalenia Narodowego) gefasst wurde. Sein Ziel war es, die wachsende demokratische Opposition zu zerschlagen. 

In den folgenden Tagen wuchs die Gruppe der Spaziergänger und erreichte eine Zahl von einigen Tausend. Die Demonstranten liefen auch demonstrativ unter den Fenstern der Polizeistation hindurch. Diejenigen, die keinen aktiven Widerstand leisteten, stellten ihre Fernsehgeräte auf die Straße, um ebenfalls gegen die kommunistische Propaganda zu protestieren. Diese Handlungen wurden mit verschiedenen Formen der Repressionen geahndet, vor allem mit Festnahmen und Inhaftierungen. 

Das Phänomen der Spaziergänge als Form des Widerstands bestand darin, dass die Kommunisten das Spazieren auf der Straße in den Abendstunden nicht verbieten konnten. So wurden die Straßenbeleuchtung, die Wasserversorgung und so weiter abgeschaltet. Um die „Spaziergänge” einzudämmen, ging das Regime sogar so weit, die so genannte „Milizstunde” auf 19 Uhr zu verlegen. Die Bewohnern von Świdnik begannen also als Reaktion auf das Vorgehen der kommunistischen Behörden während der Ausstrahlung der früheren Ausgabe der TV-Nachrichten um 17 Uhr ihre Häuser demonstrativ zu verlassen. 

Die Aktion endete am 14. Februar, wurde aber auch von einigen anderen polnischen Städten wie Lublin, Puławy, Białystok und Sochaczew aufgegriffen. 

Die Protestaktion war Gegenstand eines Musikstücks mit dem Titel „Pożegnanie z Marią — Świdnickie spacery” (dt. Abschied von Maria —  Świdnik-Spaziergänge) von Jan Kondrak, das von Radio Free Europe ausgestrahlt wurde.

 

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