Rassentheorien spielten in der nationalsozialistischen Ideologie eine sehr wichtige Rolle. Auf der Grundlage dieser Theorien führten die meisten deutschen Forscher pseudo-wissenschaftliche Studien durch, um den Behörden zu gefallen. Sie kamen unter anderem zu dem Schluss, dass die Bergbewohner über spezifische Veranlagungen verfügen, die sie von anderen Menschen positiv unterscheiden. Auf diese Weise wurden die polnischen Bergbewohner mit den mythischen Nachfahren der Arier — nach Ansicht der Nazis die Vorfahren der weißen Rasse — identifiziert.
Nach der deutschen Besetzung Polens nahmen Nazi-Forscher auf Initiative von Gouverneur Hans Frank die Bewohner von Podhale und anderen Bergregionen ins Visier. Die deutsche Propaganda begann, die falsche Theorie zu verbreiten, dass sie von den Goten abstammten und daher ein mit den Deutschen verwandtes Volk seien. Damit war die Idee des Goralenvolks geboren. Eine solche Klassifizierung der mehr als 150 000 Einwohner der besetzten Podhale-Region hatte weitreichende politische Folgen.
Als Ausdruck des deutschen Wohlwollens gegenüber den Bergbewohnern empfing Frank in Krakau eine „Delegation der gesamten Podhale-Region” in traditionellen Goralen-Trachten. An ihrer Spitze stand Wacław Krzeptowski, der den Gouverneur bescheiden bat, Zakopane zu besuchen. Frank nahm die Einladung rasch an und besuchte die Stadt bereits Mitte November 1939. In der Hauptstadt der Tatra verkündete er die Notwendigkeit, ein Goralenland zu schaffen. Über den Besuch wurde in der Presse ausführlich berichtet, und die besiegte polnische Bevölkerung erinnerte sich an die besonders schändlichen Worte Krzeptowskis gegenüber Frank, der ihn als „Freund” begrüßte.
Historiker haben immer wieder über die Volte von Krzeptowski, der von den Behörden der Zweiten Polnischen Republik gehätschelt wurde, und seinen Mitarbeitern gerätselt. Nach ihren Erkenntnissen war er wahrscheinlich ein Opfer der Tätigkeit deutscher Abwehragenten, eines Einflussagenten (Dr. Henryk Szatkowski) und seines eigenen Hangs zu einem extrem ausschweifenden Leben.
Obwohl eine Kartei mit blauen Erkennungskarten mit dem Buchstaben „G” nicht erhalten geblieben ist, besteht kein Zweifel daran, dass es den Deutschen nicht gelungen ist, die Bergbewohner zu germanisieren. Schätzungen zufolge haben nur etwa 30 000 Menschen diese akzeptiert, viele von ihnen unter Zwang.
Auch die deutschen Pläne zur Schaffung einer Kollaborationsarmee aus Einwohnern von Podhale scheiterten völlig. Die Rede ist von der Goralischen Waffen-SS-Legion. Etwa 300 Personen meldeten sich dafür, von denen 200 diensttauglich waren, aber die meisten desertierten bereits in der Ausbildungsphase.
Am 20. Januar 1945 wurde Krzeptowski aufgrund eines Urteils des polnischen Untergrundstaates von Partisanen aus einer Einheit der Heimatarmee gehängt.