In der kommunistischen Volksrepublik Polen hatten Generationen von Polen keine Kenntnis von den Aktivitäten der polnischen Exilregierung in der Kriegs- und Nachkriegszeit. Die Arbeit der Regierung, ihrer Ministerien und Agenturen war indessen sehr umfangreich, insbesondere im Falle des Außenministeriums und seiner konsularischen und diplomatischen Vertretungen. Letztere gingen in die Geschichte des polnischen Staates während des Zweiten Weltkriegs ein, weil sie polnische Bürger jüdischer Nationalität retteten. Besonders verdienstvoll war die polnische Gesandtschaft in der Schweiz, die zu einem Rettungszentrum für Juden im besetzten Europa wurde.
Ermöglicht wurden die Hilfsaktionen durch den Leiter der Berner Vertretung, Aleksander Ładoś. Er war jedoch nicht der einzige, der sich an der Hilfsaktion beteiligte. Neben ihm arbeiteten Konstanty Rokicki und Stefan Ryniewicz auf polnischer Seite. Ersterer als Leiter des Konsularreferats, letzterer als Berater der Gesandtschaft, stellvertretender Leiter der diplomatischen Vertretung. Es ist erwähnenswert, dass Rokicki einst ein Offizier des polnischen Geheimdienstes in der Sowjetunion war.
Auf jüdischer Seite wurde die Aktion von Chaim Eiss, einem Aktivisten der orthodoxen Agudat Jisra’el, und Abraham Silberschein, einem zionistischen Aktivisten und Vorkriegsabgeordneten des polnischen Sejm, koordiniert. Die Funktion des Vermittlers zwischen den beiden Gemeinschaften — der polnischen und der jüdischen — wurde von Julius Kuhl wahrgenommen, der die Hilfsarbeiten koordinierte. Er war Jude und arbeitete in der Vertretung als Attaché. In der Gesandtschaft selbst waren natürlich viel mehr Menschen mit der Hilfe beschäftigt. Ihre Kenntnisse über die Hilfeaktion können als vielfältig bezeichnet werden — von den geheimsten bis hin zu öffentlichen Beihilfen in Form von Geldsammlungen.
Das Phänomen der Hilfeleistung in der polnischen Gesandtschaft in Bern bestand einerseits in Versuchen, die Ausreise von Juden aus den besetzten Gebieten mittels so genannter lateinamerikanischer Pässe zu organisieren, und andererseits in Informationsaktivitäten über das Ausmaß des Holocausts an den Juden im besetzten Polen. Nachforschungen zufolge wurden etwa 10 000 Pässe ausgestellt, darunter die von Paraguay, Peru, El Salvador, Honduras und Haiti. Von dieser Zahl sind nur 3262 Namen von Juden bekannt, die einen Pass erhalten haben, so dass die Forschung noch nicht abgeschlossen ist. Wie Historiker festgestellt haben, wurden die Pässe zwischen 1941 und 1943 von Rokicki persönlich ausgefüllt, aber seine Handschrift wurde bisher nur auf etwa tausend Passdokumenten gefunden.
Als die polnische Regierung im Mai 1943 von der Fälschung der Dokumente erfuhr und Kenntnis von deren Schmuggel in das besetzte Polen erlangte, unterstützte sie diese lebensrettenden Maßnahmen voll und ganz.