Vor 145 Jahren, am 4. November 1877, wurde Tomasz Arciszewski in Sierzchowy geboren — ein Sozialist, Verschwörer und Ministerpräsident der polnischen Exilregierung, der sein ganzes Leben dem Kampf für die souveräne Existenz des polnischen Staates widmete.
Er wuchs im Ethos des Januaraufstands auf, an dem sein Vater teilgenommen hatte, und schloss sich der Polnischen Sozialistischen Partei (Polska Partia Socjalistyczna, PPS) an, um den Kampf für die Unabhängigkeit Polens und die Verbesserung der sozialen und Lebensbedingungen der Arbeiter aufzunehmen. In den Reihen der Kampforganisation von PPS er an der Seite von Józef Piłsudski an dem berühmten „Bezdany-Überfall“ teil, bei dem die Kämpfer einen russischen Zug überfielen und etwa 200.000 Rubel erbeuteten. Die gewonnenen Mittel wurden für den Aufbau der Union des aktiven Kampfes (Związek Walki Czynnej, ZWC) verwendet, einer Untergrundorganisation, die den Kern der Polnischen Militärischen Organisation, (Polska Organizacja Wojskowa, POW) bildete, deren Strukturen Arciszewski während des Ersten Weltkriegs mitbegründete. Gleichzeitig trat er bereits im August 1914 den Polnischen Legionen bei und organisierte eine Aufklärungseinheit, die so genannte Bek-Einheit.
Am Vorabend der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Polens, am 7. November 1918, übernahm er das Amt des Ministers für Arbeit und Soziales in der Provisorischen Volksregierung, die unter Ignacy Daszyński in Lublin gebildet wurde. Während des polnisch-sowjetischen Krieges organisierte er das Arbeiterkomitee zur Verteidigung Warschaus und der Unabhängigkeit und führte Ablenkungsaktionen durch. In der Zwischenkriegszeit war er viele Jahre lang Abgeordneter der PPS. Da er in Opposition zur Sanacja stand, war er Mitorganisator der Koalition der Mitte-links-Parteien Centrolew. In der Zwischenkriegszeit war er außerdem Vorsitzender der Arbeitervereinigung der Kinderfreunde.
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs war er konspirativ tätig und organisierte bereits im September 1939 Arbeiterbrigaden zur Verteidigung von Warschau mit. In der Nacht vom 25. zum 26. Juli 1944 wurde er im Rahmen der Operation „Most III” nach London evakuiert, wo er Hilfe für die kämpfenden Warschauer Aufständischen suchte. Bald darauf wurde er von Władysław Raczkiewicz, dem Präsidenten der Republik Polen, mit dem Amt des Ministerpräsidenten betraut, das er bis zum 26. April 1947 innehatte.
Er starb am 20. November 1955 in London, nachdem er bis zuletzt für sein Heimatland gearbeitet hatte.