In den ersten Novembertagen 1943 ermordeten die Deutschen mehr als 42 Tausend Juden im KL Lublin und in anderen Zwangsarbeitslagern im Distrikt Lublin des besetzten Generalgouvernements durch Massenerschießungen. Bei der Vorbereitung dieses Verbrechens benutzten die Täter die Tarnbezeichnung „Aktion Erntefest”.
Im Rahmen der Aktion „Reinhardt”, die ab Frühjahr 1942 durchgeführt wurde, zielten die Deutschen auf die vollständige Vernichtung der jüdischen Bevölkerung in den besetzten polnischen Gebieten ab. Juden wurden von den Nazis in den Vernichtungslagern Belzec, Treblinka, Sobibor und vielen anderen Orten massenhaft ermordet. Dies war das Ergebnis der Umsetzung des Plans zur „Endlösung der Judenfrage”, den die Behörden des Dritten Reichs im Januar 1942 auf der Wannsee-Konferenz beschlossen hatten.
In der zweiten Hälfte des Jahres 1943 kam es zu Aufständen jüdischer Häftlinge in den Vernichtungslagern Treblinka und Sobibor. Diese Ereignisse gaben wahrscheinlich den Ausschlag für die Ermordung der überlebenden Juden, die in den Lagern des Distrikts Lublin inhaftiert waren. Ende August 1943 erhielt Jakob Sporrenberg, der Oberbefehlshaber von Polizei und SS im Distrikt Lublin, klare Anweisungen von Wilhelm Friedrich Krüger, der wiederum Anweisungen von Heinrich Himmler erhielt. Himmler erklärte in einem seiner Briefe an seine Untergebenen: „Das Problem der Juden im Distrikt Lublin hat gefährliche Ausmaße angenommen. Dieser Sachverhalt muss ein für alle Mal geklärt werden”.
Am 2. November 1943 berief Sporrenberg eine Stabsbesprechung ein, zu der die Kommandanten des KL Lublin und der Lager in Poniatowa und Trawniki sowie die Kommandanten der SS-Einheiten, die an der Aktion zur Liquidierung der Juden teilnehmen sollten, geladen wurden. Sie wurden darüber informiert, dass die Operation zur Ermordung der verbliebenen jüdischen Bevölkerung am nächsten Tag um 8.00 Uhr morgens beginnen sollte.
Im KL Lublin wurden die jüdischen Häftlinge von den anderen getrennt und zum Feld V des Lagers geführt, wo sie sich in einer Baracke entkleiden mussten und dann zu den zuvor ausgehobenen Gräben geführt wurden, wo die Deutschen die Hinrichtungen durchführten. Die Geräusche der Hinrichtungen wurden von zwei Karren mit Megaphonen übertönt. Nach einigen Tagen wurden die Leichen der Häftlinge zwei Monate lang an der Hinrichtungsstätte verbrannt.
Allein auf dem Gebiet des KL Lublin wurden mehr als 18 000 Juden ermordet, etwa 10 000 in Trawniki und 14 000 in Poniatowa.