Stephan Báthory wurde am 1. Mai 1576 zum König von Polen gewählt. Es gab damals viele brennende Fragen, die ihn beschäftigten. Er fand jedoch Zeit, das Problem der zu Unrecht beschuldigten Juden anzugehen.
Stephan Báthory wurde vom Adel der Republik beider Nationen, also Polen-Litauen zum König gewählt. Jeder Adlige konnte sich an der Freien Wahl, d.h. an der Wahl des Herrschers beteiligen. Diese Art der Königswahl, bei der nicht der älteste Sohn den Thron erbte, war damals eine der demokratischsten in der Welt und ihrer Zeit voraus.
Lügen über die Entführung von Kindern durch Juden
Im Mittelalter und in der Neuzeit wurde das ganze Europa von einer Welle der Lügen und falschen Anschuldigungen gegen Juden erfasst. Die Juden wurden beschuldigt, christliche Kinder zu entführen und zu ermorden, um ihr Blut für die Matze, die zu Pessach gegessen wird, zu gewinnen. Unbegründete Anschuldigungen führten oft zu Pogromen und dem Tod unschuldiger Juden.
Diese Lügen erreichten Polen von Westeuropa aus und verbreiteten sich auch in diesem Gebiet. Stephan Báthory, der König von Polen, beschloss, gegen die falschen Anschuldigungen vorzugehen.
Dekret von Stephan Báthory
Im Sommer 1576 hat in Polen-Litauen der mysteriöse Tod des Adelssohns Studzeński viel Aufmerksamkeit erregt. Es wurden die Anschuldigungen gegen Juden erhoben. Man vermutete, dass die Juden den Jungen entführt hatten.
Stephan Báthory hat diesen Fall genau untersucht. Zwei Monate nach seiner Ernennung zum König, am 5. Juli 1576, erließ er ein Dekret, in dem er mit Nachdruck erklärte, dass die Juden an den ihnen zugeschriebenen Verbrechen gegen christliche Kinder nicht schuldig seien. Er drohte auch damit, dass diejenigen, die Juden grundlos des Ritualmordes beschuldigen, mit schweren Strafen — einschließlich der Todesstrafe — belegt werden. Er machte darauf aufmerksam, dass derartige Anschuldigungen jeder Grundlage entbehren, da Juden das Blut von Christen nicht benötigen, um Rituale durchzuführen.
Er wies auch darauf hin, dass die Schikanen gegen Juden im Widerspruch zur Politik früherer polnischer Herrscher, die der jüdischen Gemeinschaft Privilegien gewährt hatten, stehen.