Die Studie mit dem Titel „Die Hungerkrankheit”, die 1946 veröffentlicht wurde, gilt als einzigartiges wissenschaftliches Werk, da es unter extrem schwierigen Bedingungen im Warschauer Ghetto geschrieben wurde. Es überlebte den Krieg und den Holocaust dank dem polnischen Arzt Witold Eugeniusz Orłowski, der das Manuskript bei sich zu Hause aufbewahrte.
Die im Februar 1942 begonnene experimentelle Forschung über Hunger wurde durch die Deportationsaktion im Juli 1942 unterbrochen, danach aber bis Oktober desselben Jahres fortgesetzt. Dr. Israel Milejkowski wurde zum Leiter eines eigens zu diesem Zweck eingerichteten Teams ernannt. Das Team bestand aus zwanzig Ärzten und Labortechnikern. Milejkowski war Mitglied des Judenrates und Vorsitzender der Abteilung für Gesundheit und der Abteilung für Krankenhauswesen im Ghetto. Unter anderem übernahm Adam Czerniaków, der Vorsitzende des Judenrates, die Schirmherrschaft über das Projekt.
Die Forschungsarbeiten fanden im Warschauer Krankenhaus in Czyste, auf der Station von Dr. Emil Apfelbaum und in der Bersohn-und-Bauman-Kinderklinik statt. Natürlich gab es vor den Deutschen eine totale Konspiration. Die Obduktion, bei der der Zustand der Organe untersucht wurde, war von entscheidender Bedeutung. Diese wurden in der Friedhofshalle durchgeführt. Das Team interessierte sich insbesondere für die Mechanismen, die den Wasser-, Zucker- und Hormonhaushalt im Körper regulieren. Die Ergebnisse wurden in Seminaren diskutiert. Sie bildeten auch die Grundlage für eine Reihe von Arbeiten, die sich mit den charakteristischen Merkmalen der Hungerkrankheit befassten, d. h. mit den Veränderungen der Haut, der Anatomie, der Biochemie, des Kreislaufs, der Morphologie und des Auges. Leider haben nicht alle Dokumente überlebt. Nur sechs Arbeiten wurden erfolgreich vom Direktor der 2. Abteilung für Innere Medizin der Universität Warschau, Professor Witold Orłowski, aufbewahrt.
Von den sechs Hauptautoren überlebten fünf den Krieg nicht, und der Chefredakteur der Publikation, der bereits erwähnte Apfelbaum, starb im Januar 1946 an Herzversagen, kurz bevor das Werk veröffentlicht wurde. Er war erschöpft von seinen Kriegserlebnissen.
Ob jüdische Ärzte das Recht hatten, unter solch schwierigen Bedingungen Experimente und Versuche zur Hungerkrankheit durchzuführen, ist bis heute umstritten. Auf diese Frage gibt es keine eindeutige Antwort. Unbestritten ist jedoch, dass die Arbeit Eingang in die Wissenschaft gefunden und das Wissen über den menschlichen Hunger erweitert hat.