Das Vernichtungslager Kulmhof am Ner (poln. Chełmno nad Nerem), wurde im Herbst 1941 im Warthegau in Betrieb genommen. In dem Lager wurden Juden aus dem Warthegau sowie Roma und Sinti getötet. Auch eine Reihe von Polen kam dort ums Leben. Schätzungen zufolge verloren zwischen 150.000 und 250.000 Menschen in Kulmhof ihr Leben.
Die Wahl des Standorts war nicht zufällig. Kulmhof wurde in dem Teil des Warthegaus errichtet, in dem sich die meisten Ghettos befanden, darunter das Ghetto Litzmannstadt, das etwa 60 km entfernt war. Von entscheidender Bedeutung waren auch die günstigen Eisenbahnverbindungen zwischen Kulmhof und Koło, das wiederum mit Łódź und Poznań verbunden war. Ein verfallener neugotischer Palast, ein klassizistischer Getreidespeicher und etwa 3 Hektar angrenzender Park und Gärten wurden als Unterkunft für das neu errichtete Lager genutzt. Auf den ersten Blick erweckten die Gebäude keinen Verdacht bei den Opfern, die dorthin gebracht wurden.
Der Lagerkommandant war unter anderem Herbert Lange (1940 – März 1942). Dort arbeiteten ständig etwa 120-130 SS-Männer. Lange war es, der die Tötungsmethode mit Kohlendioxid einführte, das aus den Auspuffgasen von Lastwagen in so genannten mobilen Gaskammern ausgestoßen wurde. Bevor Lange ins Lager kam, hatte er diese Tötungsmethode bereits bei der Aktion T4 erprobt. Zunächst wurden Lastwagen der Hersteller Dogde, Mercedes und Saurer für die mörderischen Zwecke umgerüstet, später lieferte das Berliner Unternehmen Gaubschat Fahrzeugwerke GmbH entsprechend vorbereitete Fahrzeuge.
Denjenigen, die in Chełmno ankamen, wurde gesagt, dass sie in Arbeitslager geschickt werden würden. Dann wurden sie für ein vermeintliches Bad entkleidet und in hermetisch verschlossene Wagen gebracht, in die die Abgase abgeleitet wurden. Einige Gefangene wurden erschossen. Die Leichen der ermordeten wurden in den nahe gelegenen Rzuchowski-Wald gebracht, wo sie in Massengräbern verscharrt wurden. Im Sommer 1942 gruben die Deutschen die Gräber aus und begannen, die Leichen zu verbrennen, um die Spuren ihrer Verbrechen zu verwischen. Zu diesem Zweck wurden zu dieser Zeit Krematorien gebaut, damit auch die Leichen der Opfer aus den nachfolgenden Transporten effizienter verbrannt werden konnten. Im Frühjahr 1943 wurde das Lager jedoch geschlossen und die Gebäude (einschließlich des ehemaligen Palastes und der Krematorien) wurden gesprengt.
Kulmhof blieb bis Juni 1944 geschlossen, und mit der Ankunft der Transporte aus Łódź begannen die Massenmorde erneut. Die Vernichtungsaktion wurde wieder aufgenommen, damit sie vor dem Eintreffen der Roten Armee beendet werden konnte. Am 17. Januar 1945, am Vorabend des Einmarsches der sowjetischen Armee, wurde das Lager schließlich aufgelöst.