Der Sieg des polnisch-litauischen Heeres über das Fürstentum Moskau in der Schlacht bei Orscha ist ein Triumph der Klugheit und Schlauheit über die Voreiligkeit und zugleich ein Sieg der hervorragenden militärischen Vorbereitung über die zahlenmäßige Überlegenheit des Gegners. Warum hat die moskowitische Armee trotz ihrer offensichtlichen Überlegenheit nicht gesiegt?
König Sigismund der Alte, Vertreter der Jagiellonen-Dynastie, war nicht nur Herrscher von Polen, sondern auch Großfürst von Litauen. Der polnische und der litauische Staat waren seit mehr als 100 Jahren durch einen gemeinsamen Herrscher vereint. Dieser Zustand wird als Personalunion bezeichnet.
Das Großfürstentum Litauen erstreckte sich östlich vom Königreich Polen und grenzte direkt an das Großfürstentum Moskau. Eines der aus strategischen Gründen sehr wichtigen Zentren für beide Fürstentümer war Smolensk.
Wassili III., dem Herrscher von Moskau, gelang es 1514, die Stadt zu erobern. Darüber hinaus bot ihm Maximilian I., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, ein Bündnis an. Zu dieser Zeit konkurrierten die Jagiellonen mit der Habsburger-Dynastie um die Vorherrschaft in Mitteleuropa. Das Bündnis Maximilians mit Wassili war eine ernsthafte Bedrohung für den polnischen Staat.
Für den weiteren Verlauf des Krieges mit Moskau war die Rückgewinnung von Smolensk entscheidend. Noch im Jahr 1514 brach ein polnisch-litauisches Heer von Vilnius (der Hauptstadt des Großfürstentums Litauen) aus auf. An seinem Spitze stand der litauische Hetman, Fürst Konstantin Ostroschski. Er befehligte ein gemeinsames litauisches Heer von etwa 15.000 Mann, 3.000 Mann Infanterie aus Polen und etwa 14.000 Mann Söldnerkavallerie. Dieses Heer von über 30.000 Mann stand am 8. September 1514 bei Orscha, wo es zu einer großen Schlacht mit den Truppen des Moskauer Fürstentums (40-80.000 Mann) unter dem Kommando von Fürst Iwan Tscheljadnin kam.
Die Moskauer Streitkräfte begannen die Schlacht. Sie griffen den polnisch-litauischen rechten Flügel an und begannen, Oberhand zu gewinnen. Als Fürst Ostroschski dies sah, ordnete er einen Scheinrückzug an. Die moskowitischen Soldaten stürzten sich auf die Verfolgung und gerieten in eine Falle. Sie erreichten eine Schlucht, konnten ihre Reihen nicht halten und begannen, ihre Formation aufzulösen und sich zu einer ungeordneten Masse zusammenzuschließen. Dann begann die Armee von Ostroschski, die feindlichen Soldaten mit Kanonen und Gewehren zu beschießen. Ein Kugelregen massakrierte die Truppen des Moskauer Fürstentums.
Ostroschski nutzte die Schwächung seiner Feinde aus, griff die Armee von Tscheljadnin mit Schwung an und schlug seine Truppen. Der polnisch-litauischen Armee blieb nichts anderes übrig, als die Überlebenden zu verfolgen und in Gefangenschaft zu nehmen.
Im weiteren Verlauf des Krieges gelang es den Polen und Litauern jedoch nicht, Smolensk einzunehmen. Durch den Sieg bei Orscha wurde jedoch das Bündnis zwischen Maximilian I. und Wassili III. geschwächt. Konstantin Ostroschski wurde für seinen Sieg angemessen geehrt, und einige nannten ihn den „Russischen Scipio”.
Seit 2017 trägt eine litauisch-polnisch-ukrainische Militärbrigade, deren Hauptquartier sich in Lublin befindet, seinen Namen.