Der durchschnittliche Monatslohn eines Einzelunternehmers beträgt 4800 PLN brutto. Nach Zahlung der Steuern verbleiben dem Unternehmer 3200 PLN netto. Der Inhaber eines Kleinstunternehmens verdient also weniger als der nationale Durchschnittslohn, wie es sich aus einer Untersuchung von Professor Jerzy Cieślik, Direktor des Zentrums für Unternehmertum an der Leon-Koźmiński-Akademie Warschau, ergibt.
Die Zahl der Einzelunternehmen, der so genannten Solo-Selbständigen, ist innerhalb von 10 Jahren um über 400 Tausend gestiegen — ihre Zahl hat sich von über 1 auf 1,5 Millionen erhöht, berichtet Prof. Cieslik. Seiner Meinung nach werde die wirtschaftliche Situation, die unter anderem durch den Krieg in der Ukraine verursacht worden sei, für viele Unternehmen zur Falle werden. Eine beträchtliche Anzahl von Kleinstunternehmen siehe sich bereits mit rapide steigenden Kosten konfrontiert, und nicht allen werde es gelingen, die Kunden davon zu überzeugen, mehr für Dienstleistungen und Produkte zu bezahlen.
Ein-Personen-Unternehmen machen inzwischen zwei Drittel aller Unternehmen in Polen aus. Die Zahl der Kleinstunternehmen mit 2 bis 5 Beschäftigten liegt bei über einer halben Million, die der Unternehmen mit 6 bis 9 Beschäftigten bei fast 140 Tausend. Die Zahl der kleinen Unternehmen beläuft sich auf fast 50 Tausend, die der mittleren Unternehmen auf fast 15 Tausend und die der großen Unternehmen auf weniger als 4 Tausend.
In einigen Jahren würden die Solo-Selbständigen sogar 75-80% der gesamten Unternehmenslandschaft ausmachen, schätzt Professor Jerzy Cieślik.
Das niedrige Einkommen von Kleinstunternehmern mag rätselhaft erscheinen, da sie besser bezahlte Arbeitsplätze in größeren Unternehmen wählen könnten. Der Wirtschaftswissenschaftler erklärt diese Entscheidungen jedoch mit einem psychologischen Faktor.
„Die Selbstständigkeit bringt aufgrund der Autonomie, die man besitzt, und des Fehlens von Anweisungen von oben ein gewisses Plus an allgemeinem Wohlbefinden mit sich, das die Einkommenseinbußen ausgleicht”, erklärt Prof. Jerzy Cieślik. „Aber auch wirtschaftliche Motive sind wichtig. In vielen Ländern, so auch in Polen, ist die Steuer- und Abgabenbelastung für Vollzeitbeschäftigte wesentlich höher als für Selbständige, so dass letztere ein höheres Einkommen auf die Hand bekommen”, fügt er hinzu.
Adrian Andrzejewski