In der Nacht vom 23. zum 24. August 1939 wurde in Moskau ein Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und der Sowjetunion unterzeichnet, der gemeinhin als Molotow-Ribbentrop-Pakt bekannt ist. Dem Dokument war ein geheimes Protokoll beigefügt, in dem eine neue Aufteilung Europas vereinbart wurde. Der Pakt beendete eine Friedensperiode und ebnete Hitler und Stalin den Weg für den Einmarsch in Polen am 1. bzw. 17. September 1939, der zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs führte.
Deutschland und die Sowjetunion haben schon lange vor 1939 zusammengearbeitet. Im Jahr 1922 schlossen die beiden Staaten in Rapallo, Italien, einen Vertrag. Kurz darauf wurde ein Abkommen über die militärische Zusammenarbeit geschlossen. In diesem Rahmen wurde den Deutschen die Möglichkeit gegeben, auf dem Gebiet der Sowjetunion Flugzeuge und Panzer zu erproben und zu verbessern, d. h. jene Arten von Streitkräften, die gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags von 1919 Deutschland nicht besitzen durfte. Im Gegenzug sollten sie Waffen und Munition liefern und bei der Ausbildung der sowjetischen Armee helfen. Im Jahr 1930 gab es mehr als 120 Offiziere der Roten Armee an deutschen Militärakademien. Interessanterweise gehörten zu ihren Dozenten die späteren Feldmarschälle des Dritten Reiches Friedrich Paulus und Erich von Manstein. Nach der Machtübernahme Hitlers im Jahr 1933 wurde die militärische Zusammenarbeit beendet.
Im März 1939 präsentierte der sowjetische Diktator Josef Stalin auf dem Parteitag der Kommunistischen Partei das Dritte Reich in einem besseren Licht als die übrigen Staaten. Der nächste Wink Moskaus an Deutschland schien der Wechsel an der Spitze der sowjetischen Diplomatie zu Wjatscheslaw Molotow zu sein. Ende Juli 1939 sagte der Außenminister des Dritten Reiches Joachim von Ribbentrop zu einem sowjetischen Diplomaten: „An der Ostsee gibt es genug Platz für uns beide, und die russischen Interessen müssen dort keineswegs mit unseren kollidieren. Was Polen anbelangt, so verfolgen wir die weiteren Entwicklungen aufmerksam und leidenschaftslos”.
Nach diesen Worten Ribbentrops gab Stalin seine Zustimmung zu dem Abkommen. Am 23. August 1939 traf der deutsche Außenminister in Moskau ein. Der Inhalt des Paktes und des geheimen Protokolls wurde rasch ausgearbeitet. Demnach einigten sich die beiden Seiten auf die künftige Aufteilung Mittel- und Osteuropas, was vor allem Polen betraf. Dem Abkommen zufolge sollte das Gebiet der Zweiten Polnischen Republik entlang der Flüsse Narew, Weichsel und San zwischen dem Dritten Reich und der Sowjetunion aufgeteilt werden. Darüber hinaus sollten die baltischen Staaten Lettland, Estland und Finnland in den Einflussbereich der Sowjetunion fallen, die auch Interesse an einem Teil Rumäniens bekundete. Litauen hingegen sollte an Deutschland „übergeben” werden. Das Europäische Parlament hat 2008 den 23. August zum Europäischen Tag des Gedenkens an die Opfer totalitärer und autoritärer Regime erklärt.