Die Häftlinge gaben ihm wegen seines Aussehens den Spitznamen „Lalka”, was in der deutschen Sprache Puppe bedeutet. Doch in Kurt Franz lauerten Grausamkeit und Sadismus. Obwohl er in Treblinka grausame Verbrechen begangen hat, ist er in Freiheit gestorben.
Der zukünftige deutsche Verbrecher wurde am 17. Januar 1914 geboren. Er begann eine Ausbildung zum Metzger und Koch, hat aber diese in keinem der beiden Berufe abgeschlossen.
Als Lagerwächter und Nazi-Koch
Kurt Franz diente vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in der Wehrmacht und später in der SS. Im Rahmen seines Dienstes in dieser Formation wurde er 1937 Wachmann im Konzentrationslager Buchenwald. 1939 wurde er zur Durchführung der Aktion T4 entsandt, bei der es um die Beseitigung psychisch kranker Menschen ging, die das Dritte Reich als nutzlos für die Gesellschaft betrachtete. Dort diente er als Koch.
Nach Abschluss der Aktion T4 im Jahr 1942 wurde er in das besetzte Polen geschickt, wo er sich von seiner grausamsten Seite zeigen sollte. Zunächst arbeitete er wieder als Koch, dieses Mal im deutschen Vernichtungslager Belzec. Bald jedoch begann er mit der Ausbildung von Wächtern.
Ein Verbrecher mit dem Aussehen einer Puppe
Seine „Karriere” im deutschen Gewaltapparat kam in Schwung. Er erhielt weitere Beförderungen und Posten. Er wurde stellvertretender Kommandant des deutschen Vernichtungslagers in Treblinka. Er kümmerte sich um die jüdischen Häftlinge, die nicht im Vorhinein für die Liquidierung vorgesehen waren. Er erfüllte seine Aufgaben sehr sorgfältig und zeigte dabei Grausamkeit.
Er war immer ordentlich gekleidet, trug eine gebügelte Uniform und seine Schuhe waren auf Hochglanz poliert. Seine geröteten Wangen ließen ihn wie eine Puppe aussehen — daher der Spitzname, den ihm die Häftlinge gaben. Er liebte es, die Durchführung der Prügelstrafe zu überwachen. Er sorgte dafür, dass sie am nackten Körper durchgeführt wurde. Er ordnete an, dass Gefangene, die bei einem Fluchtversuch ertappt wurden, mit dem Kopf nach unten aufgehängt und ausgepeitscht werden sollten. Er erschoss die Massakrierten mit seinen eigenen Händen.
Franz‘ Grausamkeit und Sadismus
Einen besonderen Hass hegte er gegen orthodoxe Juden, die er äußerst brutal behandelte. Einigen Zeugen zufolge tötete er auch kleine Kinder und Säuglinge, indem er ihre Köpfe gegen die Wand schlug. Zum Spaß nahm er Juden, die vergast werden sollten, heraus und erschoss sie mit seinem Gewehr. Eines Tages veranstaltete er zusammen mit einem anderen deutschen Verbrecher einen Wettbewerb, bei dem es darum ging, einem Juden direkt ins Herz zu schießen.
Er war unübertroffen in der Erfindung sadistischerer Zeitvertreibe. Er organisierte einen Boxwettbewerb, bei dem er gegen einen Häftling in den Ring steigen sollte, doch die Lagerordnung sah vor, dass nur Franz das Recht hatte, zuzuschlagen.
Der Deutsche hatte Spaß daran, arbeitsunfähige Personen auszusuchen, die liquidiert werden sollten. Ein kleiner Verband, eine unbedeutende Wunde reichte aus, um von Franz als nutzlos für das Dritte Reich anerkannt und zum Tode verurteilt zu werden.
Welchen Einfluss hatte Kurt Franz auf seinen Hund
Auch der Bernhardiner Barry, der Hund des Verbrechers, war ein großer Schrecken für alle. Das große Tier griff auf Befehl seines Herrn jüdische Gefangene an. Die Angriffe endeten mit tiefen Wunden und sogar mit dem Tod — manchmal von Franz selbst verursacht. Der Hund verhielt sich jedoch ganz anders, wenn sein Herr nicht in der Nähe war. Er konnte spielen und ließ sich bereitwillig streicheln.
Lagerauflösung
Während der Abwesenheit des deutschen Verbrechers brach ein Aufstand der Häftlinge des Vernichtungslagers Treblinka aus (am 2. August 1943). Einige Juden konnten entkommen, aber viele erlitten ein tragisches Schicksal. Nach diesem Ereignis überwachte Franz die Auflösung des Lagers. Die Gebäude wurden bis auf die Grundmauern niedergerissen und die letzten Gefangenen im nahe gelegenen Wald erschossen. Die Familien der ukrainischen Wachleute des Lagers wurden in dem so vorbereiteten Gebiet angesiedelt. Es wird geschätzt, dass bis zu 900.000 Juden in Treblinka umgekommen sind.
Franz verlässt das besetzte Polen
Von Treblinka aus wurde Franz in das deutsche Vernichtungslager Sobibor geschickt. Anschließend wurde er an die Adriaküste versetzt, wo er mit der Ausbildung von Rekruten, der Bekämpfung antideutscher Partisanen und dem Schutz von Eisenbahnlinien betraut war.
Er wurde auf österreichischem Gebiet in amerikanische Gefangenschaft genommen. Es gelang ihm jedoch, nach Deutschland zu entkommen. Dort wurde er erneut von den Amerikanern gefangen genommen, aber bald wieder freigelassen.
Prozess gegen den deutschen Treblinka-Verbrecher
Er genoss seine Freiheit bis zum 2. Dezember 1959, als er als einer der Hauptschuldigen für die Verbrechen im Lager Treblinka verhaftet wurde. Franz und seine Verteidiger stritten alles ab und leugneten die Verbrechen. Sie warfen den Richtern sogar mangelnde Objektivität vor und behaupteten, sie seien mit den Opfern des Holocaust verwandt.
Die Verteidigungslinie konnte jedoch den erdrückenden Aussagen der Zeugen des Verbrechens von Kurt Franz nicht standhalten. Viele erkannten ihn und erzählten von seiner Grausamkeit. Das Sammeln von Beweisen, die Franz und seine Mitarbeiter belasteten, wurde jedoch dadurch erschwert, dass ein Großteil dieser Beweise bei der Liquidierung des Lagers vernichtet wurde. Es scheint, dass der deutsche Verbrecher gute Erinnerungen an seine Zeit als Leiter des deutschen Vernichtungslagers in Treblinka hatte. Sein privates Fotoalbum aus Treblinka mit dem Titel „Schöne Zeiten” wurde den Beweismitteln beigefügt.
Kurt Franz wurde am 3. September 1965 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Er wurde jedoch 1993 aus gesundheitlichen Gründen aus dem Gefängnis entlassen. Er starb am 4. Juli 1998 in einem Pflegeheim in Wuppertal.