Als Johann I. Albrecht 1496 zahlreiche Privilegien für Grundbesitzer gewährte, war ihm nicht bewusst, dass er damit die wirtschaftliche Rückständigkeit der Republik Polen besiegelte, von der sich der Staat ein halbes Jahrtausend lang nicht erholen sollte. Dies wird von Andro Linklater beschrieben.
Nach Ansicht des Autors von „Owning the Earth: The Transforming History of Land Ownership” leben die meisten Menschen in der westlichen Welt in einer Kultur des privaten, alleinigen individuellen Landbesitzes. Und sie haben wahrscheinlich den Eindruck, dass ein solcher Zustand natürlich und selbstverständlich ist. Aber so ist es ganz und gar nicht. Vor etwas mehr als 200 Jahren befand sich der größte Teil des produktiven Bodens der Welt im Besitz von Gemeinschaften, Monarchen oder der Kirche.
Dies ist wichtig, weil von den in einer Gesellschaft geltenden Regeln für den Grundbesitz sowohl ihre wirtschaftlichen als auch ihre politischen Geschicke abhängen.
Der Grundbesitz ist von großer Bedeutung für den Regierenden. Grundbesitz bedeutet Reichtum und Einkommen. Wer mehr Grundstücke besitzt, sollte sich im Kampf um die Macht letztlich durchsetzen. Der Autor veranschaulicht diesen Mechanismus am Beispiel der polnischen Geschichte, insbesondere des so genannten Statuts von Piotrków. 1496 hat der polnische König Johann I. Albrecht den Großgrundbesitzern zahlreiche Privilegien gewährt, weil er Soldaten für seinen Feldzug gegen das Osmanische Reich brauchte und sie dadurch überzeugen wollte. Er band die Bauern an das Land, wodurch sich ihr Status dem von Sklaven annäherte. Gleichzeitig verbot er Menschen ohne Adelstitel, Land zu besitzen.
Diese unauffälligen Regelungen bestimmten den Weg der wirtschaftlichen Entwicklung der Ersten Polnischen Republik und führten indirekt zu ihrem Untergang. Da Kaufleute keinen Grund und Boden besitzen durften, konnte dieser auch nicht als Sicherheit für Kredite verwendet werden. Und ohne Geld gab es keine Investitionen und keine Entwicklung.
Der Autor stellt fest, dass es auch im Westen Versuche gab, die Bauern an das Land zu binden, wie in Polen und anderen Ländern der Region, aber die Bauern dort haben einfach nicht nachgegeben. Sie wehrten sich, indem sie Revolten anzettelten und ihre Rechte vor Gericht durchsetzten, oft mit Erfolg (insbesondere in Frankreich).
Ich habe gemischte Gefühle zu Linklaters Buch. Ich habe den Eindruck, dass der Autor sich nicht traut, Stellung zu beziehen und klarer zu sagen, welche der Strukturen des Grundbesitzes besser ist und warum. Mit einem Zitat von Rudyard Kipling stellt er sogar fest, dass „jede von ihnen richtig ist”. Man soll also keine eindeutigen Urteile von „Owning the Earth” erwarten. Wenn es jemandem nicht stört, ist Linklaters Publikation auf jeden Fall der Aufmerksamkeit wert, auch weil sie Polen viel Raum widmet.
Aleksander Piński, Wirtschaftsjournalist, Autor von Buchbesprechungen und Rezensionen der neuesten Wirtschaftsforschung i. A.