Man kann schon den polnischen Pavillon auf der Kunstbiennale Venedig 2022 besuchen. Seit 1897 präsentieren polnische Künstler ihre Werke im Rahmen der Biennale, und seit 1932 ist Polen mit einem eigenen Pavillon in Venedig vertreten. Zum ersten Mal in der 120-jährigen Geschichte der Biennale wird der polnische Nationalpavillon von einer Roma-Künstlerin, Małgorzata Mirga-Tas, repräsentiert.
Der Raum des Pavillons ist mit der Installation „Przeczarowując świat” (Die Welt umzaubern) gefüllt. Sie besteht aus zwölf großformatigen Textilien, die sich auf die berühmte Freskenserie des Renaissancepalastes Schifanoia beziehen. Die mehr als 500 Jahre alten Gemälde an den Wänden des Gebäudes zeigen Abbildungen der olympischen Götter, die Tierkreiszeichen und die Dekane sowie Szenen aus dem höfischen Leben in Ferrara zu jener Zeit.
Die Symbolik der Innenräume des Palastes sowie seine Gestaltung und Form wurden für die Künstlerin zu einem visuellen und ideologischen Bezugspunkt. Im polnischen Pavillon baut sie ihre eigene Version des Interieurs eines Renaissanceschlosses, und in Anlehnung an den Titel der diesjährigen Biennale (Die Milch der Träume) schafft sie eine magische Welt — eine Art vorübergehende und zufällige Zuflucht, ein Asyl, das Hoffnung und Erholung bietet.
„Genau hundert Jahre nachdem Aby Warburg neues Licht auf die Fresken im Saal der Monate im Palazzo Schifanoia geworfen hat, nimmt uns Małgorzata Mirga-Tas mit auf eine magische Reise durch wandernde Bilder, die die Welt zauberhaft umgestalten”, schrieb der stellvertretende Ministerpräsident und Minister für Kultur und Nationales Erbe, Professor Piotr Gliński, in einem Brief, der bei der offiziellen Eröffnung des Pavillons verlesen wurde.
Die Ausstellung wird von einem von Wojciech Szymański und Joanna Warsza herausgegebenem Katalog begleitet, der neben den Texten der Kuratoren auch Essays von eingeladenen Schriftstellern — Ali Smith und Damian Le Bas, der Wissenschaftlerin Ethel Brooks — sowie Gedichte von Teresa Mirga und Jan Mirga enthält.
Polens Teilnahme an der Biennale wird vom Ministerium für Kultur und Nationales Erbe finanziert, und die Ausstellung im polnischen Pavillon wird vom Adam-Mickiewicz-Institut und dem Europäischen Roma-Institut für Kunst und Kultur (ERIAC) unterstützt.
Arkadiusz Słomczyński