Der Tag des Judentums sei ein Ausdruck der Sorge um das Wohl der Kirche, betont der Vorsitzende der Kommission der Polnischen Bischofskonferenz für den Dialog mit dem Judentum, Erzbischof Grzegorz Ryś, in seinem Wort an die Gläubigen vor dem 26. Tag des Judentums in der katholischen Kirche in Polen. Dieses Jahr steht der Tag unter dem Motto „Das Vorübergehen des Herrn: Heute zieht ihr aus”.
Ziel des Tages des Judentums in der katholischen Kirche in Polen ist es, die tiefen Verbindungen zwischen Judentum und Christentum aufzuzeigen und die jüdischen Wurzeln des Christentums zu entdecken. Der Tag des Judentums wurde 1997 von der polnischen Bischofskonferenz ins Leben gerufen.
„Die Notwendigkeit ergibt sich aus der — wie wir hoffen — wachsenden Überzeugung, dass ohne ein immer tieferes Bewusstsein für die jüdischen Wurzeln und die allgegenwärtige jüdische Dimension des christlichen Glaubens die eigentliche Identität des Christentums und der Kirche verloren geht”, so Erzbischof Ryś.
In einem Interview mit dem Polnischen Rundfunk wies der Erzbischof darauf hin, dass das Zweite Vatikanische Konzil und die Erklärung „Nostra Aetate” einen großen Wandel in den katholisch-jüdischen Beziehungen bewirkt hätten. Seiner Meinung nach sei dieses Dokument so wichtig, dass Papst Franziskus nach 50 Jahren zusammenfassend sagte, dass wir in der Kirche durch Nostra aetate einen Umbruch in den Beziehungen zum jüdischen Volk erlebt hätten und uns von nun an nicht mehr als Feinde und Fremde, sondern als Freunde und Brüder betrachteten.
Erzbischof Ryś erinnert daran, dass die Juden nach der Lehre der Kirche immer noch das auserwählte Volk seien, weil Gott Israel nicht verworfen habe; weder die Juden, die zur Zeit Christi lebten, noch die späteren Generationen dürften für den Tod Christi verantwortlich gemacht werden, und jeglicher Antisemitismus müsse verurteilt werden.
Die zentrale Feier zum 26. Tag des Judentums fand am Dienstag in Siedlce statt. Sie begann an dem Ort, an dem einst eine Synagoge stand, die 1939 von den Deutschen niedergebrannt wurde. Rabbiner Boaz Pash aus Jerusalem war ein besonderer Gast. Die Veranstaltungen wurden von einer Ausstellung von Judaica aus dem Diözesanmuseum in Siedlce, dem Pfarrmuseum in Kock und aus privaten Sammlungen begleitet.
Arkadiusz Słomczyński