Jedes Jahr wird in Polen der 11. November als nationaler Unabhängigkeitstag gefeiert. Der Feiertag erinnert an die Wiedererlangung der Unabhängigkeit vom polnischen Staate im Jahr 1918 nach 123 Jahren der Teilung, in denen Generationen von Polen unermüdlich für die Wiedererlangung der Freiheit gekämpft haben.
Im weltweiten Bewusstsein ist der 11. November 1918 das Datum, an dem die Feindseligkeiten des Ersten Weltkriegs beendet wurden. An diesem Tag unterzeichneten die Deutschen in einem Eisenbahnwagen im Wald bei Compiègne (Frankreich) einen Waffenstillstand und stimmten den Bedingungen zu, die ihnen von der Entente auferlegt wurden.
In Polen hingegen übertrug der Regentschaftsrat (poln. Rada Regencyjna) genau an diesem Tag die Macht an Józef Piłsudski, der am Tag zuvor in Warschau eingetroffen war und mit der Organisation der staatlichen Behörden betraut wurde. Die Wiedererlangung der Unabhängigkeit und die Gründung eines Staates erwiesen sich als ein langwieriger Prozess. In dieser Zeit ging der Kampf um die Grenzen weiter, es wurden Volksabstimmungen und Aufstände organisiert. Es dauerten auch die heute nicht von allen gewürdigten diplomatischen Bemühungen von Roman Dmowski während der Friedensverhandlungen, die in der Unterzeichnung des Versailler Vertrags gipfelten.
In Polen wurden die Feierlichkeiten zum Gedenken an den 11. November zunächst in Form von militärischen Zeremonien am ersten Sonntag nach diesem Datum abgehalten. Im Jahr 1920 wurden sie jedoch am 14. November abgehalten, und Józef Piłsudski erhielt den höchstmöglichen militärischen Rang — Marschall. In den folgenden Jahren, insbesondere nach dem Mai-Putsch von Piłsudski, nahm der Feiertag einen allgemeineren Charakter an. Mit dem Gesetz vom 23. April 1937 wurde er zum gesetzlichen Feiertag erhoben, der vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nur in den Jahren 1937 und 1938 begangen wurde.
Während der Besatzung versuchten die Führer des polnischen Untergrundstaates trotz der drohenden Repressionen, ihre Landsleute an den Jahrestag der Wiedererlangung der Unabhängigkeit zu erinnern. Orte, die mit der Wiedererlangung der Freiheit verbunden waren, wurden mit weißen und roten Fahnen und Blumen geschmückt. In der Untergrundpresse erschienen Gedenkartikel und an den Wänden von Gebäuden und anderen Orten in den besetzten Städten wurden folgende Aufschriften angebracht: „11 XI 1918”, „Polen lebt!” und „Polen wird siegen!”.