Am Sonntag, dem 11. Juli 1943, führten Einheiten der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA) eine massive Aktion gegen die polnischen Einwohner von 150 Dörfern in Wolhynien durch. Man geht davon aus, dass mindestens 100 Tausend Polen dem Wolhynien-Massaker zum Opfer fielen, einem Völkermord, der von der UPA unter Beteiligung der örtlichen ukrainischen Bevölkerung begangen wurde.
Nach der Aggression Deutschlands gegen seinen jüngsten Verbündeten, die Sowjetunion, wurde 1941 ein Teil des Vorkriegspolens, der von 1939 bis 1941 unter sowjetischer Besatzung gestanden hatte, vom Dritten Reich besetzt. Die neue deutsche Besatzung setzte große Hoffnungen in die ukrainischen Nationalisten, die auf die Schaffung eines ukrainischen Staates hofften. So war es nicht ungewöhnlich, dass Ukrainer in den Reihen der Ordnungspolizei dienten oder sogar eine eigene SS-Einheit, die 14. Division der SS „Galizien”, bildeten.
Die Verübung der Verbrechen in Wolhynien muss der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) — der Fraktion von Stepan Bandera und der ihr unterstellten UPA — zugeschrieben werden. An den Verbrechen beteiligte sich auch häufig die lokale ukrainische Zivilbevölkerung. Der erste Massenmord fand am 9. Februar 1943 in dem Dorf Parośla statt. In den folgenden Monaten kam es zu weiteren Angriffen auf polnische Ortschaften. Sie verstärkten sich, nachdem bewaffnete ukrainische Polizisten massenhaft desertierten und in die Reihen der Ukrainischen Aufständischen Armee eintraten. Viele von ihnen hatten sich zuvor an der Vernichtung der Juden beteiligt.
Am Karfreitag, dem 23. April 1943, ermordete die UPA 600 Polen in Janowa Dolina, einer in der Zwischenkriegszeit in der Nähe eines Basaltbergwerks errichteten Siedlung. Die größte Intensität der Verbrechen ereignete sich am Sonntag, dem 11. Juli 1943, als 150 von Polen bewohnte Dörfer angegriffen wurden. Das Datum wurde nicht zufällig gewählt, da man sich die Tatsache zunutze machte, dass sich die Menschen zum Gottesdienst in den Kirchen versammelten. In den Tempeln von Kisielin, Poryck und vielen anderen Orten wurden Morde verübt. An diesem Tag wurden etwa 10 Tausend Menschen ermordet, oft auf grausame Weise. Die Gesamtzahl der polnischen Opfer der ukrainischen Nationalisten beläuft sich auf über 100 Tausend. Nicht nur Polen fielen ihnen zum Opfer, unter den Ermordeten befanden sich auch Juden, die sich versteckt hielten, sowie Niederländer und Tschechen, die schon seit Jahrzehnten hier lebten. Bei den Opfern handelte es sich auch um Ukrainer aus Mischehen oder um Personen, die sich weigerten, an den Verbrechen teilzunehmen und ihre polnischen Nachbarn retteten.